1. September 2020 Johannes Wolters

DIAF Dresden: Ausstellung „AUS DER ROLLE GEFALLEN: FRAUEN IM DEFA-STUDIO FÜR TRICKFILME DRESDEN“ öffnet ab dem 11. September

PRESSEMITTEILUNG

https://www.diaf.de/sonderausstellungen/laufende-sonderausstellungen/sonderausstellung-aus-der-rolle-gefallen-frauen-im-defa-studio-fuer-trickfilme/

Die frisch aus der Taufe gehobene DDR hatte es sich auf die Fahne geschrieben, das bessere Deutschland sein zu wollen. Dazu gehörte auch, ein neues, modernes Frauenbild zu befördern, das sich vom westdeutschen Modell grundlegend unterschied. Die neue Ausstellung des Deutschen Instituts für Animationsfilm (DIAF) untersucht die Wechselwirkungen zwischen staatlich vorgeschriebener Gleichberechtigung und der Lebensrealität arbeitender Frauen, heruntergebrochen auf den Mikrokosmos des DEFA-Studios für Trickfilme, das zwischen 1955 und 1990 in Dresden existierte.

ÜBER DIE AUSSTELLUNG

Frauen nahmen in der Produktion von Trickfilmen seit jeher eine zentrale Position ein: Bereits zu einer Zeit, als Schwarz-weiß-Filme noch von Hand nachkoloriert wurden, waren es vor allem Frauen, die diese eintönige und schlecht bezahlte, jedoch anspruchsvolle Arbeit ausführten – und so einen Einstieg in die ansonsten fast ausschließlich von Männern besetzte Filmindustrie fanden.

Die beiden Weltkriege brachen die bis dahin herrschenden Geschlechterverhältnisse in allen Bereichen des Lebens weiter auf, sodass sich Frauen ihren zwischenzeitlich von Männern besetzten Platz an den Zeichentischen zurückeroberten: Entsprechend betrug die Frauenquote in der Dresdner „Trick-Fabrik“ bei deren Gründung 1955 ca. 30 Prozent, was dem damaligen landesweiten Anteil an berufstätigen Frauen entsprach, und stieg – ebenfalls repräsentativ für die gesamte DDR – bis zum Fall der Mauer auf etwa 45 Prozent an. Dass das Trickfilmstudio die gesamtgesellschaftliche Verteilung derart präzise widerspiegelte, liegt dabei vor allem an der Verschiedenartigkeit der zahlreichen Gewerke, die alle unter einem Dach arbeiteten.

Doch die Frauen im Studio waren eben nicht nur Arbeiterinnen, sondern auch Mütter, die Trickfilm als vermeintlichen „Kinderfilm“ zu ihrer Domäne machten und hier wie in keinem anderen DEFA-Studio ihren festen Platz auch auf dem Regiestuhl behaupteten. Dort hielten sie mit der Leistung von Männern nicht nur mit, sondern übertrafen diese oftmals sogar und stiegen so in der Studiohierarchie auf.

Die gesetzlich geregelte Gleichstellung im Rücken und die zahlreichen Entfaltungsmöglichkeiten in Form einer kreativen und abwechslungsreichen Arbeit vor sich, nahmen die Frauen im Studio sich nie als benachteiligt wahr, wenngleich die Diskriminierung rückblickend zweifelsohne vorhanden war.

Waren es bisher vor allem Regisseurinnen, die als Trickfilm-Frauen Bekanntheit erlangten, ist es das Anliegen dieser Ausstellung, auch den Frauen ein Gesicht zu geben, die hinter die Geschichte des Films zurücktreten und normalerweise unsichtbar bleiben, die sich auch in untypischen Bereichen neben Männern behauptet und an den Filmen des DEFA-Studios für Trickfilme mitgearbeitet haben. Zu diesem Zweck öffnet das Deutsche Institut für Animationsfilm sein umfangreiches Fotoarchiv und zeigt, wie viele Frauen in den verschiedenen Bereichen des Studios tatsächlich tätig waren.

Katja Georgi, Monika Anderson, Christl Wiemer, Sieglinde Hamacher, Ina Rarisch, Marion Rasche (v. o. l. n. u. r.). ©DIAF/Mia Schulz (Sieglinde Hamacher)/Montage: Tanja Tröger

► AUSSTELLUNGSBEGLEITENDES FILMPROGRAMM

Begleitend zur Ausstellung „Aus der Rolle gefallen: Frauen im DEFA-Studio für Trickfilme Dresden“ zeigt das DIAF ein Filmprogramm mit ausgewählten Streifen der bekanntesten Regisseurinnen. Vor dem Hintergrund eines rigiden staatlichen Studiosystems schufen diese Frauen Filme von außergewöhnlicher Schönheit und Ausdruckskraft und beweisen einmal mehr, dass Trickfilm nicht nur für Kinder gemacht wird.

Mit Filmen von Katja Georgi, Marion Rasche, Sieglinde Hamacher, Christl Wiemer u. a., DDR 1955–1990.

► ANIMANIA-Kurzfilmabend „AUS DER ROLLE, AUF DER ROLLE“

► Freitag, 18. September 2020, 20:00 Uhr im Museumskino der Technischen Sammlungen

► Einlass: eine halbe Stunde vor Spielbeginn

► Eintritt: 6 € / 5 € (ermäßigt)

 

ÜBER DAS DEUTSCHE INSTITUT FÜR ANIMATIONSFILM

Das Archiv bewahrt seit 1993 regionales und nationales Filmerbe von 1930 bis heute und hat insbesondere mit seiner einzigartigen Sammlung zum DEFA-Studio für Trickfilme Dresden internationale Bedeutung. Zu den Beständen des DIAF gehören heute Filmkopien, Zeichentrick-Folien, Puppen- und Silhouettenfiguren, Entwürfe zu Figuren, Szenen und Hintergründen sowie eine Fotosammlung. Zentral für die Arbeit des DIAF ist die enge Kooperation mit den Technischen Sammlungen Dresden, wo das Archiv verortet ist und Dauer- sowie Sonderausstellungen des Instituts präsentiert werden.

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