8. Mai 2019 Johannes Wolters

Die INDAC Kritik von Dominik Reinicke zu Marvels „Avengers: Endgame“

„Ich bin ein frustrierter Schauspieler. Mein Ziel ist es, Alfred Hitchcock in der Anzahl der Cameos zu schlagen. Ich werde versuchen, seinen Rekord zu brechen.“, sagte Stan Lee 2006 in einem Interview. Komplett brechen konnte er Hitchcocks Rekord nicht, aber Lee’s letzter Auftritt im mittlerweile erschienen Avengers: Endgame war, ließ mich, wie auch der Film selbst, mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. Frisch aus dem Kino war ich erst einmal komplett überwältigt von den Eindrücken und brauchte ein wenig, um alles zu verarbeiten. Die drei Stunden, die der Film sich genommen hat, waren tatsächlich benötigt, um die Geschichte in ihrer Gänze zu erzählen. Und die Entscheidung von Disney/Marvel, das große Avengers-Finale nicht als Teil 2 des Infinity Wars zu betiteln, ist jetzt sehr nachvollziehbar. Endgame hat seinen ganz eigenen Vibe und geht mit seiner Geschichte und seinen Charakteren noch einen Schritt weiter, als man vielleicht dachte.

Wie auch schon beim Vorgänger ist „Avengers: Endgame“ kein guter Punkt um mit dem Marvel-Universum einzusteigen. Was ich mittlerweile sehr an den Filmen zu schätzen gelernt hab, ist die serielle Erzählstruktur der Filme. Die Charaktere, die Antagonisten und der Plot sind bereits etabliert, weshalb es ohne Umschweife da weiter geht, wo wir aufgehört haben.
Um Thanos‘ Taten rückgängig zu machen und alles zum Guten zu wenden, bedient sich der Film des Mittels der Zeitreise. Anders wäre das Schlamassel auch sicher nicht mehr zu lösen gewesen. Manche Klischees werden dabei clever umschifft, manche mit voller Absicht eingesetzt. Vor allem aber bringt die Reise durch die Zeit den Zuschauer an Schauplätze von früheren Marvel-Filmen. Dort sehen wir altbekannte Charaktere wieder und erinnern uns an Situationen und Konflikte die nun vom Film kontextualisiert und von den Helden kommentiert werden. Wohl mit die spaßigsten Szenen im Film.

Ansonsten bietet der Film tollen Fan-Service und fantastische Sequenzen, die einem nur das neuste Multi-Millionen-Dollar-Projekt eines so großen Franchises bieten kann. Die Balance zwischen Ernst und Spaß schlägt aufgrund des typischen Marvel-Humors doch eher in Richtung Fun aus, aber wenn der Film dann gegen Ende die dunkleren Töne anschlägt, wird ihnen vom Script nicht genug Platz zum Atmen gelassen. Der große Pluspunkt von Avengers: Infinity War, nämlich der Bösewicht Thanos, kommt im Endgame leider viel zu kurz. Kam der Vorgänger fast noch als Charakter-Studie des Marvel-Antagonisten daher, wird hier fast gar nicht mehr auf ihn eingegangen. Die kurzen Szenen mit ihm bauen Thanos leider nicht mehr weiter als Charakter auf und arbeiten auch nicht wirklich mit dem, was in Avengers: Infinity War geschaffen wurde.

Die Art und Weise wie der Film endet, lässt einige Spekulationen für die Fortgang des Franchises offen. Ich konnte bereits mit vielen Leuten darüber diskutieren, wie sich das Avengers-Universum in der Zukunft entwickeln wird und freue mich darauf, ein paar neue Ideen umgesetzt zu sehen. Avengers: Endgame ist ein würdiges Ende einer langen Reise und bietet den Fans, wie erwartet, bombastische Unterhaltung.

Dominik Reinicke

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