Die lang erwartete Fortsetzung des Animations-Hits „Die Unglaublichen“ schließt unmittelbar an das Ende des Originals an. Nicht nur was den Plot angeht, auch als Zuschauer wird man unvermittelt 14 Jahre zurück geführt. Ich sah nach fast anderthalb Jahrzehnten Familie Parr zurück auf der Leinwand, und plötzlich war ich wieder zehn Jahre alt. Diese kindliche Freude hielt auch über weite Strecken des Filmes an. Doch leider hat der Film auch seine Schwächen, die das Werk deutlich runterziehen – trotz des gewichtigen Nostalgiefaktors.

Sebastian Kellermann
Zuerst sei gesagt: Ich hatte sehr viel Spaß bei dem Film. Pixar spielt seine alten Stärken aus und liefert liebevoll gestaltete Charaktere und zwischenmenschliche Dynamiken, denen man gerne stundenlang zusieht. Die Momente, in denen Bob Parr den Hausmann wider Willen spielt und mit seinem eigenen Ego und Rollenbild hadert, gehören zu den absoluten Höhepunkten des Films. Sie alleine sind schon den Kinogang wert.
Von diesem interessanten Handlungsstrang, der auch immer noch gesellschaftliche Bewandtnis hat, hätte ich gerne mehr gesehen. Denn leider ist der eigentliche Plot des Films komplett vorhersehbar und uninteressant. Hier hätte ich lieber Bobs Konflikt gesehen. Stattdessen hält der Film sich über weite Strecken mit einem eindimensionalem und vorhersehbaren Bösewicht sowie langweiligen Standard-Action-Szenen auf.
Beides sind Punkte, die im Original deutlich besser gelöst wurden. War Syndrome noch Bobs selbst geschaffene, persönliche Nemesis, haben wir hier einen austauschbaren Bösewicht, der mindestens genauso uninteressant ist wie die meisten Marvel-Schurken.
Trotzdem möchte ich den Film jedem ans Herz legen, der Spaß mit dem ersten Teil hatte. Im Gegensatz zu manch anderen Pixar-Sequels (etwa „Findet Dorie“) wiegen hier die Charaktere den schwachen Plot ein ganzes Stück weit auf. Und falls man (aus mir nicht ersichtlichen Gründen) mit dem Original schon nicht viel anfangen konnte, sollte man der Fortsetzung später zumindest auf Netflix oder DVD eine Chance geben.