2. März 2016 Johannes Wolters

Die INDAChs Kritik von Alexander Richter zu Disneys „ZOOTOPIA“

Gutes Monster Inc mit Tieren

Wie fühlt es sich an, wenn Pixar und Dreamworks ein Kind zusammen zeugen würden – genauso wie Zoomania von Disney.


Während Pixar immer versucht etwas abgerundeter zu sein, höchstens selbstzitierend daherkommt und Filme für alle Altersgruppen macht, wirkt Dreamworks eckiger, etwas erwachsener und gerne auch mal Popkultur anspielender. Disney scheint sich mit Zoomania genau in der Mitte zu bewegen. Die Story ist poliert und niedlich, gleichzeitig hat sie eckige, reale und horrorhafte Momente, genauso wie die Erscheinung der Charaktere und Umgebungen ein wenig zwischen tooniger und realer Anspielung hin und her wechseln.
Das Beste an dem Film ist zweifelsfrei das Duo. Fuchs und Hase, zwei Erzfeinde, durch die Situation zu einem Team verschmolzen. Dabei bedient sich die Geschichte an der bekannten Formel der naiven Landeihasin Judy Hopps, die in die große Stadt kommt, um als Polizistin für das Gute einzustehen. Leider ist die große Stadt anders als sie erwartet hatte und schnell sieht sie sich einem Fall entgegengestellt, der ihre gerade erst begonnene Karriere gleich wieder beenden könnte. Dabei trifft sie auf den Kleinkriminellen Fuchs Nick Wilde, der ihr (zu Beginn unfreiwillig) hilft eine Entführung aufzudecken.
Die Parallelen zu Monster Inc bzw. University sind nicht zu verkennen. Nicht nur das Duo scheint in vielen Teilen eine Kopie zu sein, sondern auch die Stadt und der Plot. Die Stadt Zoomania wird von allerhand Tieren bewohnt, die aus allen Teilen der Erde kommen. Das führt dazu, ähnlich wie in Monster Inc, dass es für jedes Tiere spezielle Transportmittel (Rohrpostsystem für Hamster, Kanalsysteme für Nilpferde) und ähnliche Extras gibt, um den jeweiligen Bedürfnissen gerecht zu werden. Auch der Hauptplot von dem Häschen, das als Erste seiner Art den abgebrühten Polizeiberuf wählt, erinnert gravierend an Mike Glotzkowskis Versuche ein Schrecker zu werden, trotz seines nicht sehr schreckhaften Daseins und den sozialen Hürden die er dabei nehmen muss.
Die Geschichte wird nie langweilig, bietet aber auch wenig Überraschung. Bis auf das Ende gibt es keine Oho-Momente, während die insgesamt fünf Autoren ihre Bucketliste Stück für Stück abarbeiten. [Grund, Erfolg, Zusammenkommen, Misserfolg, zweite Chance, Trennung, Vergebung und Happy End etc.] Der Soundtrack mit Shakira wirkt dabei ein wenig aufgesetzt und scheint beinah einem Selbstzweck zu dienen; das haben wir bei Wreck-It Ralph besser von Disney gesehen
*Spoiler Beginn*
Mit Frozen fing es an, nur hat es Disney erneut getan: Den Disney-Twist. Geschichtstwist, bei denen sich zum Ende hin der vermeintlich Gute als böser Oberschurke entlarvt, sind nichts neues. Was Disney jedoch bei Hans in Frozen und nun bei Bellwether in Zoomania macht, ist,
dem vermeintlich guten Charakter ohne auch nur einen Moment der Andeutung zum Bösewicht zu verwandeln. Das überrascht zwar zu Beginn unterhaltend, hinterlässt jedoch einen bitteren Beigeschmack, versucht man vergebens nach den schattenwerfenden Momenten zuvor zu suchen. War da ein böser Blick oder eine seltsame Musikpassage bei dem Charakter, die man zu dem Zeitpunkt nicht verstand, die nun aber Sinn ergibt? Pustekuchen!
Während es bei Frozen an der weit fortgeschrittenen Produktion und der späten Entscheidung lag, dass Hans zum Schluss der Bösewicht ohne Schattenwurf wurde, ist dieser Fakt in Zoomania ein wenig rätselhaft.
*Spoiler Ende*
Zoomania ist im Ergebnis ein gutes Monter Inc/University mit den verschiedenen Tieren statt Monstern in eine Stadt gepresst – es bringt jedoch kaum etwas neues an den Tisch.

Alexander Richter

richteralexander.com

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