14. April 2016 Johannes Wolters

Die Indachs Kritik von Tobias Müller zu Disney The Jungle Book

Mein erster Kinofilm…

…Das Dschungelbuch, 1990 wurde es mal wieder im nahegelegenen Kleinstadtkino gezeigt und mein Vater meinte das das ein guter Film für meinen ersten Kinobesuch wäre. Schon damals hat es Jung und Alt seit seiner Veröffentlichung immer wieder ins Kino gezogen.

Nun hat sich John Favreau an die Neuinszenierung des Disneyklassikers gewagt und setzt damit ein wohl erfolgversprechendes Schema fort: Alte Disneymärchen als Neuauflage ihrer Zeichentrickvorbilder, für das inzwischen mitgealterte Publikum von damals, neu verfilmen. Nachdem „Maleficent“ (2014) noch eine ganz neue Version von „Dornröschen“ (1959) erzählt hat und sich „Cinderella“ (1950/2015) schon nahe am Märchen gehalten hat, orientiert sich Das Dschungelbuch ganz deutlich am 1967, noch zum Teil von Walt Disney selbst produzierten, Film. Alte Fans können sogar „Probier‘s mal mit Gemütlichkeit“ mitsingen. Auch das musikalische Thema der Schlange Kaa erinnert sehr an die Zeichentrickvorlage.
Während der Film von 1967 allerdings noch erzählerisch etwas durch die Handlung eilt, lässt sich die Neuverfilmung Zeit noch einige verbindende Elemente zu erzählen, die der Geschichte einen runderen Gesamteindruck geben.

Ganz neu ist natürlich die Technik. MPC und Weta haben als VFX-Verantwortliche ganze Arbeit geleistet. Dass man sich entschieden hatte die real aussehenden Tiere sprechen zu lassen, ließ bei mir die Befürchtung aufkommen, dass der Film schnell im „Uncanny Valley“ enden könnte.
Die Befürchtung wurde aber schon schnell zerstreut. Der Film startet auf dem Disney Schloss und die Kamera fährt von dort aus zurück in den Dschungel. Trotz der fotorealen Renderings erinnert dieser Start in Kombination mit bunten Vögeln und Eichhörnchen eher an die Disneyklassiker.

Einen ersten Uncanny Effekt löste bei mir das einzig real gedrehte Element des Films aus: Mogli (gespielt von Neel Sethi). Er wirkt in dieser farbenfrohen Idylle eher fehl am Platz. Nachdem die Geschichte aber genau das erzählen will, konnte ich diese Irritation als konzeptionellen Pluspunkt verbuchen.

Wer das Ergebnis eher als Animationsfilm mit realem Mogli sieht, akzeptiert auch, dass die Größenverhältnisse der Tiere (insbesondere im Vergleich zum Menschenjungen) nicht immer ganz zu stimmen scheinen und genießt die bunten Dschungelpanoramen, die zwischen den Szenen gezeigt werden.
Etwas Realismus und wilde Natur versucht Kameramann Bill Pope in die Tieraufnahmen gelegentlich durch Zooms, wie man sie aus dem Dokumentarfilm kennt, einzubringen.

Nachdem die Wölfe auch in diesem Film, meiner Meinung nach, mal wieder etwas zu flauschig geraten sind (vor allem im Regen), habe ich mich sehr über den richtig heruntergekommenen Tiger Shir Khan gefreut.

Zusammengefasst bildet Das Dschungelbuch ein schönes Gleichgewicht aus VFX-Schlacht und Story. Jeder, der noch mal ein bisschen in Disneynostalgie schwelgen und dabei trotzdem behaupten will sich einen Film für Erwachsene anzusehen, kann sich in diesen zwei Stunden gut unterhalten lassen.

Tobias Müller, Mackevision

 

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