27. April 2019 Johannes Wolters

„Endgame – Die vertane Chance “ – Die INDAC Kritik von Friederike Trunzer zu Marvels „Avengers Endgame“

Endgame – Die vertane Change

Infinity War hatte mich total geflasht. Ich fand diesen Film grandios umgesetzt, mit spektakulären Aktion-Szenen und tollen Storylines, die allen Figuren genügend Raum gab, ohne dabei den Zuschauer zu verwirren.

Ich verlies das Kino und wusste, es wird ein sehr, sehr langes Jahr werden, bis ich endlich die Fortsetzung sehen würde. Es vergingen lange 365 Tage und meine Erwartungen an Endgame waren durch Infinity War und nicht zuletzt durch Captain Marvel extrem hoch.

Und dann saß ich endlich im Kino, das Licht ging aus und es setze die martialische Marvel Musik ein und ich dachte: alles wird gut…

… und dann kam Endgame.

Was soll ich sagen… leider kam kein „Geiler Scheiß Teil 2“ wovon ich ausgegangen war, was ich erwartet und erhofft hatte, sondern für mich kam die absolute Ernüchterung.

Die ersten gut zwei Stunden von Endgame gab es Null Aktion-Szenen. Null, Nada, Nix.

Stattdessen wird ausführlich die verletzliche Seite der Superhelden gezeigt. Man sieht wie Sie mit Ihrem Scheitern gegen Thanos hadern und wie Sie versuchen den Verlust der geliebten Menschen zu verarbeiten. Daraus hätte durchaus noch ein wirklich cooler, guter Film werden können. Wurde es aber nicht, da die Macher Ihre Chance nicht genutzt haben.

Marvel hat meiner Meinung nach, die große Chance vertan, einen besonderen Film mit starken, gleichberechtigten Figuren zu drehen. Sie haben Charaktere wie Hulk, Black Panther oder Captain Marvel etc. erschaffen und weigern sich diese vielfältigen Charaktere zu nutzen. Marvel setzt stattdessen stur und beharrlich auf Ihr altbewährtes Konzept: die immer gleichen, weißen Alpha-Männer und das so auffällig und konstant über den gesamten Film, dass es schon fast unerträglich wird.

Das Universum kann nicht von einem Farbigen, einem grünen oder blauen Wesen, einem Asiaten, einem „Waschbären“ oder gar von einer Frau gerettet werden. Nein. Alle wichtigen Ideen und Entscheidungen und die vielen zu pathetischen Reden, gehen alle ausschließlich auf die Riege der großen, weißen Männer des Marvel Universums zurück.

Alle anderen verkommen neben diesen Alphamännchen zu nicht mehr als einem billigen Sidekick. Man lässt „Andersartige“ zwar ab und zu in die erste Reihe treten – aber nur um Sie kläglich scheitern zu lassen, damit die weißen Männer wieder alles geradebiegen. Und dieses Klischee zieht sich leider durch den gesamten Film und wird in den verschiedensten Formen immer und immer wieder gespielt.

Sei es Captain Marvel die aufgrund einer viel zu impulsiven Aktion kläglich scheitert und dann bis zum Ende des Films einfach im Nirwana verschwindet. Sei es Nebula oder Hulk, die es vermasseln. Diese Liste könnte fortgeführt werden. Es ist das immer gleiche Muster. Marvel hat ein durch und durch paternalistisches, weißes Heldenepos geschaffen, in dem Ironman und Captain American ständig selbstlos einspringen müssen, um alle zu retten und dabei ihre große Freundschaft wiederzuentdecken …

Auch fehlt mir bei Endgame eine ausgeglichene Storryline. Während die Trauer und Verzweiflung der Charakter über Stunden gezeigt wird, wirkt die tatsächliche Auflösung und der Endkampf dagegen wie abgespult. In knapp 15 Minuten Endkampf werden dann noch einmal alle nur möglichen Marvel Figuren nacheinander im Kampf gezeigt. Was, für mich, zu einer wilden, unstrukturierten Abfolge von nicht wirklich zusammenpassenden Szenen führt. Man fühlt sich eher wie beim Abspielen eines Daumenkinos – so schnell folgen die verschiedensten Marvel Helden aufeinander.

Während dieses Endkampes fiel den Machern dann wohl auch selbst auf, dass Sie das vorhandene weibliche Marvel Potential bisher noch gar nicht gezeigt oder genutzt haben. Was dann in der bizarren Sequenz endet, in der plötzlich ohne jeglichen Sinn oder Grund alle Superheldinen, die Marvel so zu bieten hat, Schulter an Schulter, einem Formnationstanz gleichend, kämpfend zu sehen sind. Aber nur kurz – dass muss dann reichen für weibliche Power. Denn hätte man es nicht geahnt… die Weiber vermasseln es natürlich und die weißen Männer übernehmen wieder.

Auch kam ich mit der Art des Humors nicht zurecht. Man findet weder den brillianten, schwarzen Humor von Deadpool noch den spritzigen, lebensfreudigen Humor der Gardians. Es werden nur ständig platte Stammtisch-Witze gerissen, die nicht wirklich spaßig sind. Auch steht diese Art Humor, wie ich finde, dem sonstigen eher düsteren Stimmungsbild des Films total entgegen.

Ich kam noch nie so fassungslos aus einem Marvel Film. Ich hatte wahnsinnig hohe Erwartungen, die sich aber leider in Staub verflüchtigt haben. So brillant und intelligent für mich Infinity War oder Captain Marvel sind, so fürchterlich klischeehaft und eintönig ist für mich Endgame. Ich hatte mich auf großes Kino gefreut. Aber Endgame konnte mich nicht überzeugen. Leider gehen meine Daumen nach unten.

Friederike Trunzer

http://www.rike-trunzer.de/

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Comments (2)

  1. Torsten

    Gute Dame, das ist ja wohl nicht ihr Ernst!? Ist die Beschwerde tatsächlich dass die beiden Hauptfiguren (die schockiernderweise „weisse Männer“ sind – das geht ja garnicht) die meiste Screentime bekommen haben? Zum Glück wurde die Feminismus Keule nicht so plump geschwungen wie bei Captain Marvel und zum Glück konnte dieser Charakter „Endgame“ auch nicht komplett an sich reissen.

  2. Sabrina

    Ok? Dieser Film hat sehr viel größere Probleme als sexismus. Diese „Review“ ist weniger eine Review und mehr ein zappeln und jammern eines Kindes, das nicht bekommen hat was es wollte. Ich hatte gehofft in dieser Rezension sowohl gute als auch schlechte Seiten des Films zu lesen, die er definitiv hat, aber bekommen habe ich nur ein „wieso ist die Hauptrolle ein weißer Mann“? Seltsam, meiner Meinung nach, sich nach 10 Jahren über selbigen Charakter aufzuregen, der das ganze MCU überhaupt erst eingeleitet hat, warum also nicht mit diesem enden lassen?
    Bitte schreib doch das nächste Mal eine neutralere Rezension. Dankeschön.

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