20. Dezember 2017 Johannes Wolters

Schade! Hamburg stellt die Ausrichtung der Animation Awards ein

Der Hamburg Animation Award ist Geschichte. Die Handelskammer Hamburg und die Filmförderung Hamburg Schleswig Holstein haben ohne großes Aufsehen und offensichtlich schon vor einigen Monaten den Stecker gezogen bei der Veranstaltung, die seit 2003 die bundesdeutsche Animationsszene bereichert hatte.

Damals mit und für die Hamburg Animation School gegründet, um den Animationsstandort Hamburg zu fördern, ist dies ein weiteres Zeichen, dass eben jener Standort gegenüber München, Berlin oder Stuttgart deutlich an Strahlkraft verliert und verloren hat.
Schon 2015 wurde diese Entwicklung deutlich unterstrichen durch die Einstellung der Förderung (rund 150 000,- Euro jählich) seitens der Hamburger Wirtschaftsbehörde zugunsten der Hamburg Animation School, was deren Aus unumgänglich machte.

Damit stand auch der Hamburg Animation Award zur Disposition, denn ein solcher Event, der ähnlich wie die FMX in Stuttgart dazu dienen sollte, auf Schule und Absolventen hinzuweisen, war damit zu diesem Zeitpunkt bereits defacto überflüssig geworden. Auch durch den überraschenden, viel zu frühen Tod von Harald Siepermann, einer der treibenden Kräften hinter dem Projekt, schmolz das „Wollen“ zu dieser Veranstaltung wohl weiter dahin. Der nach seinem Tod eingerichtet und nach ihm benannte „Harald SiepermannPreis“ sollte die Erinnerung an den weltberühmten Character Designer wachhalten und junge Talente fördern.

Auf der aktuellen Webseite des Awards wird noch immer auf das wichtige „Warum“ hingewiesen, das es sich beim Award nämlich um „ein Highlight für die Animationsbranche“ handelt. „Hier wird auf den talentierten Nachwuchs, unverzichtbar für die Animationsstudios, wie auch für Gamesunternehmen und Werbeagenturen, aufmerksam gemacht. Mit dem Hamburg Animation Award wird die Animationsbranche am Medienstandort Hamburg stärker ins öffentliche Blickfeld gerückt.“

Damit ist nun endgültig Schluß, der Kurswechsel wird unter anderem mit mangelnder Wahrnehmung begründet. Die Handelskammer hat inzwischen  Freunde und Förderer des Projekts sowie die Witwe Harald Siepermanns, Belicta Castelbarco Pindemonte Rezzonico über das Aus der Animation Awards sowie des Siepermanns Preises schriftlich unterrichtet und dabei ihre Entscheidung folgendermaßen formuliert:
Diese Entscheidung haben wir getroffen, weil der enorme Ressourceneinsatz aus unserer Perspektive nicht mehr im Verhältnis zu dem Nutzen stand, den die Preisverleihung für unsere Hamburger Unternehmen bedeutet. Für uns ist es in den vergangenen Jahren zudem immer schwieriger geworden, finanzielle Unterstützung im Rahmen von Sponsorings über das Preisgeld hinaus zu erhalten und auch der Zuschauerzuspruch war zuletzt mit 500 Teilnehmern zu gering. Auch den Harald-Siepermann-Character-Design-Preis werden wir aus diesen Gründen nicht mehr vergeben können. Wir trennen uns nur sehr ungern von dem schönen Projekt, das wir nun fast 15 Jahre begleitet haben und das zuletzt zahlreiche und gute Einreichungen aus der ganzen Welt vorweisen konnte.

Was bleibt nun noch?

Die logische Erweiterung des Events um Workshops und Netzwerkveranstaltungen wurde früh erkannt und umgesetzt, zuletzt in einem Animation Jam weitergeführt, der schließlich 2016 in das Label „Hamburg Animation Conference“ mündete. Die wiederum soll, weil in der Durchführung preiswert, bestehen bleiben:
Der kritische Blick auf unsere Aktivitäten und die Auswertung des Feedbacks aus diesem Jahr haben in diesem Zug jedoch gleichzeitig ergeben, dass die Hamburg Animation Conference, die mit deutlich weniger Ressourcen realisierbar ist, ein sinnvolles Instrument ist, die Branche in Hamburg zu unterstützen. Die Hamburg Animation Conference werden wir daher zusammen mit der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein im kommenden Jahr im Juni erneut in gewohnter Form durchführen.

Zur Planung und Durchführung der Konferenz laden die Handelskammer Hamburg, die Filmförderung Hamburg Schleswig Holstein sowie der MEDIA Desk Deutschland (Hamburg) zu einem Branchentreff im Januar ein, dies mit folgendem Text:

Bald starten wir in das neue Jahr und das heißt auch, dass die Planungen für die Hamburg Animation Conference 2018 bei uns beginnen! Die Konferenz wird am 19. oder 20. Juni ganztägig in der Handelskammer stattfinden.
Wir möchten Sie daher herzlich zum „Branchentreffen Animation, VFX, Film und Games“ am 16. Januar um 9.30 Uhr bis 11.30 Uhr im Albert-Schäfer-Saal der Handelskammer einladen. Bei diesem Branchentreffen möchten wir mit Ihnen in einem Workshop gemeinsam Ideen und Inhalte für die Konferenz sammeln.
Welche Themen interessieren Sie?
Welche Redner möchten Sie dort erleben?
Mit wem möchten Sie sich vernetzen?
Wir freuen uns über eine zahlreiche Teilnahme und einen wie immer regen Austausch! Selbstverständlich ist für Kaffee, Tee und Croissants gesorgt. Bringen Sie auch gern schon eigene Vortragsideen zum Schwerpunkt „Hamburger Projekte“ mit, damit wir diese in das Programm integrieren können.
Hier geht es zur Anmeldung!

Bleibt abzuwarten, wie sich der Bereich Animation/VFX in Hamburg weiter entwickeln wird. Und wie sich lokale, regionale und Bundesförderung diesem Bereich annehmen wird. Das der Preis jetzt eingestampft wurde aus mangelnder Begeisterung der Branche, wie die Veranstalter andeuten und wegen zu hoher Kosten in der Durchführung, ist schwer nachvollziehbar und bedauerlich. Und sendet ein fatales Signal in die deutsche Branche.

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