7. Februar 2020 Johannes Wolters

Das Feedback von Nils Eckhardt zur Footagepräsentation von „ONWARD von PIXAR durch Produzentin Kori Rae in München

Beitrag von Nils Eckhardt, München

www.nilseckhardt.com

Lieber Johannes,

vielen Dank für Dein stetiges Engagement für die Animationsbranche. Es ist wirklich etwas besonderes an den Pressescreenings und Präsentationen teilnehmen zu dürfen und auf diesem Wege nähere Einblicke in die Abläufe der großen Produktionen zu bekommen.

„Onward“ verspricht eine mitreissende Geschichte, auch wenn mich das Characterdesign nicht vollends überzeugt. Ich fühle mich ein wenig an die „Olchis“ erinnert, von denen meines Wissens nach derzeit auch eine Produktion läuft oder zumindest in Planung ist.Nichts desto trotz wird die Disney-Produktion im Kino sicher gut performen – zu Recht.

Die Footagepräsentation zu „Onward“ war wieder einmal Beleg dafür, was gutes Storytelling ausmacht. Nämlich das Suchen, Finden und Visualisieren von Ideen über einen teilweise jahrelangen Zeitraum. Zeit, in der sich eine Geschichte entwickeln kann. Zeit, in der sich eine Geschichte verändern kann. Zeit, in der diese Geschichte so lange im Fluss ist, bis sich ein roter Faden herauskristallisiert. Nach und nach wird dieser Faden zu einem starken Band, das schließlich die ganze Geschichte umspannt und im Idealfall den Film zu einem schönen kompakten Paket schnürt.

Bei den allermeisten deutschen Produktionen ist dafür leider kein Platz. Ich weiß, es ist eine alte Leier. Aber da es mich als Storyboarder persönlich betrifft, kann ich einfach nicht anders als dieses Manko immer wieder zu anzumerken.Die Tatsache, dass hierzulande die Drehbücher zwecks Einreichung zur Filmförderung zu einem viel zu frühen Zeitpunkt viel zu fest gezurrt sind, lähmt die Entwicklung individueller und neuer Stoffe. Dann wird wieder die vermeintlich „sichere“ Variante gefahren und das nächste einigermaßen gut verkaufte Kinderbuch verfilmt oder als TV-Serie adaptiert. Dieses Dilemma wäre meines Erachtens auch nicht dadurch zu lösen die Fördersummen eklatant zu erhöhen. Einzig eine komplette Reform des Filmfördergesetzes könnte die deutsche Filmlandschaft auf einen neuen Weg bringen, der das schlummernde kreative Talent in diesem Land aus dem Dornröschenschlaf zu wecken vermag.

Entschuldige bitte das ewige Durchkauen dieses Themas, aber es treibt mich einfach um.

Herzlich,

Nils

Dipl. Des. Nils Eckhardt ist seit 2005 als selbstständiger Illustrator (IO) tätig, spezialisiert auf Storyboarding, Concept Art und Animation.

 

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