21. November 2025 Johannes Wolters

Deutsche Kurzfilmpreise 2025 zum vierten Mal in Hamburg verliehen.

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Kulturstaatsminister Dr. Wolfram Weimer (Mitte) und Senator für Kultur und Medien Hamburg Dr. Carsten Brosda (rechts) mit den Preisträger:innen des Deutschen Kurzfilmpreises 2025 Boris Hadžija, Hoda Taheri, Max Feldkamp für „Mother is a Natural Sinner“. Fabian Leonhardt, Lena Zechner, Simon Maria Kubiena für „At Home I Feel Like Leaving“. Saskia Stirn, Ferdinand Ehrhardt für „Detlev“. Daniel Asadi Faezi und Mila Zhluktenko für „Rückblickend betrachtet. Julia Ketelhut, Melvyn Zeyns, Jonas Nemela für „Garnelius“. Irem Schwarz für „Pain That Comes in Waves“

© Maximilian Probst

Der Staatsminister für Kultur und Medien Dr. Wolfram Weimer hat gestern Abend in Hamburg den Deutschen Kurzfilmpreis 2025 verliehen. Mit der goldenen Lola würdigt der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien jedes Jahr herausragende Leistungen bei der Produktion von Kurzfilmen. Der Deutsche Kurzfilmpreis ist die bedeutendste und höchstdotierte Auszeichnung für die kurze filmische Form in Deutschland. Am heutigen Abend wurden Prämien in Höhe von insgesamt 275.000 Euro vergeben.

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer: „Der Kurzfilm ist eine Kunstform mit großer Strahlkraft: ein besonders anspruchsvolles und facettenreiches Format. Als Avantgarde ist er eine tragende Säule für die Entwicklung der gesamten deutschen Filmkultur. Und: Er ist ein Format, das auch dem Filmnachwuchs ein wertvolles Forum bietet. Die heute ausgezeichneten Werke tragen eine große filmische Kraft in sich und haben einen besonderen künstlerischen Wert für die gesamte Film- und Kulturlandschaft.“

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien Hamburg: „Kurzfilme sind konzentrierte Erzählkraft: Sie schärfen unseren Blick auf die Welt und eröffnen neue Perspektiven. In großer formaler Freiheit und mit viel kreativer Energie zeigen sie immer wieder, wie divers und diskussionsfreudig insbesondere das Format Kurzfilm ist. Auch die heute ausgezeichneten Filme geben wichtige Impulse und bieten dabei nicht nur ästhetischen Genuss, sondern tragen dazu bei, unsere vielfältige demokratische Öffentlichkeit zu stärken. Ich freue mich, dass diese wegweisenden Positionen in Hamburg einmal mehr sichtbar gemacht werden. Allen Preisträger*innen gratuliere ich sehr herzlich.“

Von insgesamt 245 eingereichten Vorschlägen waren zwölf Filme für den Deutschen Kurzfilmpreis nominiert.

Die Auszeichnung für den besten Spielfilm bis 15 Minuten Laufzeit ging an Max Feldkamp, Hoda Taheri und Boris Hadžija für den Film „Mother is a Natural Sinner“.

Die Auszeichnung für den besten Spielfilm von mehr als 15 Minuten bis 30 Minuten Laufzeit ging an Fabian Leonhardt, Lena Zechner und Simon Maria Kubiena für den Film „At Home I Feel Like Leaving“.

Für den besten Animationsfilm bis 30 Minuten Laufzeit erhielten Saskia Stirn und Ferdinand Ehrhardt den Deutschen Kurzfilmpreis für den Film „Detlev“.

Jurybegründung: 

Ein Animationsfilm, der durch seine eigenwillige Mischung aus lakonischem Humor, liebevoller Bildgestaltung und wendungsreicher Skurrilität besticht. In der Figur des ständig frierenden Detlev wird ein Mensch gezeigt, der zwischen Isolation, Sehnsucht und Alltagsritualen gefangen ist — und doch in einem unscheinbaren Toast Hawaii einen letzten Rest von Geborgenheit findet. 
Die Begegnung mit dem Fremden markiert einen subtilen, aber existenziellen Bruch: Hier wird die fragile Balance von Intimität und Scham, von Bedürfnis und Einsamkeit auf beklemmende Weise ausgelotet. Dem Film gelingt es, von mehr als der Zerbrechlichkeit menschlicher Routinen zu erzählen — er schafft es, einen eigenen Bedeutungsraum zu öffnen. Auf wundersame Weise verwebt sich in dieser Geschichte ein sozialkritisches Element mit filmischer Leichtfüßigkeit. Mit präziser Dramaturgie und atmosphärisch dichter Animation gelingt es dem Film, sich ins Surreale zu überhöhen und das Vielschichtige witzig sichtbar zu machen. Klassische Stereotype wachsen buchstäblich über sich hinaus: so auch Detlev. Aber ist das die Pointe? Nach diesem Film bleibt irgendwie auch eine sehr gelungene Leerstelle, mit der wir nach Hause gehen.

Produktion Saskia Stirn, Ferdinand Ehrhardt
Drehbuch Ferdinand Ehrhardt
Animation Ferdinand Ehrhardt, Gregor Wittich
Schnitt Andreas Bothe Bildgestaltung Sebastian Ganschow, Leoni Gora
Tongestaltung Manik Möllers, Samuel Krupke
Original-Filmmusik Clemens Gutjahr
Szenenbild / Production Design Céline Ahlbrecht
Hochschule Filmakademie Baden-Württemberg

In der Kategorie Experimentalfilm bis 30 Minuten Laufzeit hat Irem Schwarz mit dem Film „Pain That Comes in Waves“ die goldene Lola gewonnen.

Jurybegründung:

Der Philosoph Philipp Mainländer entwarf im 19. Jahrhundert die Theorie, dass unser Universum aus dem sterbenden Gott entstand. Mit dieser Idee beginnt ein sehr gewagter und persönlicher Film über einen recht normalen Vorgang in unserer Welt, eine Schwangerschaft. Vor ungewöhnlichen, herausfordernden und sogar schmerzhaften Perspektiven auf dieses Thema wird nicht zurückgeschreckt. Den sehr intimen Einblicken und Gewissenskonflikten der Regisseurin, die stellvertretend von einer computergenerierten Ich-Erzählerin gesprochen wird, ist überaus klischeehaftes Stock-Footage-Videomaterial gegenübergestellt, sodass manchmal nicht zu entscheiden ist, was von beidem mehr schmerzt. Diese sehr clevere und von Humor durchzogene Montage lässt tief in die private Gedanken- und Gefühlswelt blicken, ohne in eine gefühlsduselige Nabelschau abzugleiten. Das trifft besonders auf das absolut unerwartete Ende zu. Denn der Schmerz kommt in Wellen, oder wie der Titel es sagt: PAIN THAT COMES IN WAVES.

In der Kategorie Dokumentarfilm bis 30 Minuten Laufzeit wurden
Daniel Asadi Faezi und Mila Zhluktenko für „Rückblickend betrachtet“ ausgezeichnet.

Den Preis für den besten mittellangen Film erhielten Melvyn Zeyns, Jonas Nemela und Julia Ketelhut für „Garnelius“.

Die Gewinnerinnen und Gewinner der Kurzfilmpreise erhalten je eine Prämie von 30.000 Euro. Eine Nominierung ist mit 15.000 Euro Prämie verbunden, die auf die Auszeichnungsprämie angerechnet wird. Die Prämie für den mittellangen Film beträgt 20.000 Euro. Die Prämien sind zweckgebunden zu verwenden für die Herstellung, Projektentwicklung oder Projektvorbereitung eines neuen Films mit künstlerischer Qualität.

Die Gewinnerfilme in den Kategorien Spielfilm bis 15 Minuten Laufzeit, Spielfilm von mehr als 15 Minuten bis 30 Minuten Laufzeit, Animationsfilm bis 30 Minuten Laufzeit und Dokumentarfilm bis 30 Minuten Laufzeit sind zudem automatisch für das Auswahlverfahren zu den Oscars qualifiziert. Darüber hinaus erhalten alle Gewinner- und Nominiertenfilme Punkte für das Referenzfördersystem der Filmförderungsanstalt.

Die Preisgala in der Internationalen Kulturfabrik Kampnagel wurde moderiert von Patrick Wellinski und in Zusammenarbeit mit der Kurzfilm Agentur Hamburg ausgerichtet.

Auf der „KURZ.FILM.TOUR – Der Deutsche Kurzfilmpreis. Im Kino.“ werden alle nominierten und ausgezeichneten Filme im kommenden Jahr deutschlandweit in kommunalen Kinos präsentiert.

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