9. Juni 2024 Johannes Wolters

DIAF, Dresden: Dresdner Trickfilmer Günter Rätz verstorben – Erinnerungs-Filmabend am 20. September

Foto: Günter Rätz bei der Arbeit an Die Spur führt zum Silbersee (1989). ©DIAF/Rudolf Uebe

Der Dresdner Animationsfilm-Regisseur Günter Rätz ist am 1. Mai verstorben.

Das Deutsche Institut fur Animationsfilm (DIAF) gedenkt am 20. September 2024 mit einem Filmabend des Mitbegründers des DEFA-Studios für Trickfilme Dresden. In den DIAF-Präsentationsräumen in den Technischen Sammlungen Dresden wird im Sommer eine Ausstellung im kleinen Format ebenfalls an das Wirken des Filmkünstlers erinnern.

  • Ein Leben fur den Animationsfilm

Der Regisseur, Animator und Drehbuchautor Günter Rätz hat den DDR-Animationsfilm geprägt wie nur wenige andere. Das DEFA-Studio für Trickfilme Dresden war von der Gründung 1955 bis zum beschämenden Niedergang nach 1990 Rätz‘ kunstlerische Heimat. Der 1935 in Berlin Geborene erwarb seine ersten Erfahrungen als blutjunger Puppenspieler in der zerbombten Hauptstadt, wurde wenig spater ,,Puppenfuhrer-Anlernling“ in Babelsberg, bis die Elbestadt seine Wahlheimat wurde.

In den Dresdner Ateliers schuf er mit nie versiegender Neugier und Experimentierfreude, mit aufsergewtihnlichen Techniken, Materialien und Klangerlebnissen vor allem fur Kinder die Filme, die heute zum Kulturerbe nicht nur der sächsischen Metropole gehören. Seine erste Regiearbeit Teddy Brumm (1958) blieb Filmliebhabern ebenso in Erinnerung wie Peter und der Wolf {1973), Die Leuchtturminsel (1976), Die fliegende Windmühle (1981) und Die Weihnachtsgans Auguste (1985). Als Western-Fan gestaltete Rätz nach einer beliebten Karl- May-Vorlage Die Spur führt zum Silbersee (1989), bereitete eine weitere Langfilm-Adaption aus dem Werk des umstrittenen Radebeuler Autors vor und brachte in anderen Filmen Western-Anleihen unter.

Neben viel Anerkennung und großen Ehrungen geriet aber auch er in die kulturpolitischen Konflikte der DDR und musste Eingriffe in Produktionen und sogar Verbote erdulden.

Am Rande seiner kreativen Arbeit sammelte und übersetzte Günter Rätz internationale Fachliteratur zum Trickfilm und bildete Anfang der 1980er Jahre den Animatoren-Nachwuchs des Dresdner Trickfilmstudios aus.

Nach der Abwicklung des Studios arbeitete Rätz weiterhin im Animationsfilm-Bereich. Er probierte sich in der für den Osten neuen Videotechnik aus, animierte in Filmen früherer DEFA-Kollegen und war als Drehbuchautor und in anderen Funktionen an mehreren deutsch- chinesischen Jules-Verne-Verfilmungen beteiligt. Dresdner Schülern brachte er den Trickfilm näher und schuf gemeinsam mit ihnen kurze Animationen.

  • Buch ,,Von der Hand zur Puppe. Im Gespräch mit Günter Rätz“

Vor zwei Jahren erschien ein Interviewband mit Günter Rätz. DIAF-Vorstandsmitglied Volker Petzold hat viele stundenlange Gesprache mit dem renommierten DEFA-Animationsfilm-Regisseur geführt und niedergeschrieben. Akribisch recherchierte Anmerkungen ergänzen die Konversation. Das mehr als 300 Seiten umfassende Werk wurde im Rahmen der Schriftenreihe der DEFA-Stiftung im Verlag Bertz+Fischer veröffentlicht.

  • Filmabend

Am Freitag, dem 20. September 2024, um 19.30 Uhr lädt das DIAF unter dem Motto ,,Ein Leben für den Animationsfilm“ zu einem Erinnerungs-Filmabend für Günter Rätz. Neben ausgewählten Filmen bzw. Filmausschnitten wird Platz sein für biografische Erzahlungen und Anekdoten. Rätz-Biograf Volker Petzold führt durch den Abend im Museumskino der Technischen Sammlungen Dresden.

Kartenvorbestellungen: 0351.488 72 72 oder service@museen-dresden.de

Günter Rätz animiert die Figuren für Johannes Hempels Film Blinder Alarm {1954).
©DIAF/Nachlass Schulz/Kussner

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