11. Juli 2018 Johannes Wolters

ARTE: Verfügbar von 09/07/2018 bis 07/08/2018 Die Abenteuer des Prinzen Achmed (1926)

Der erste abendfüllende Animationsfilm (1926) der Filmgeschichte führt in eine Schattenwelt aus „Tausendundeiner Nacht“: Die Kraft des guten Zaubers hilft Prinz Achmed, seine geliebte Prinzessin Pari Banu aus der Gewalt der Dämonen zu befreien. – Regisseurin Lotte Reiniger entwickelte die Technik des Silhouettenfilms in den 1920er Jahren zur Perfektion.
Lotte Reiniger entwickelte die Technik des Silhouettenfilms in den 1920er Jahren zur Perfektion. Zuerst schrieb sie das Storyboard und zeichnete ihre figurativen Ideen. Mit der Schere schnitt sie dann die selbstentworfenen Figuren und Motive aus schwarzem Fotokarton und verband deren Glieder mit Draht. Auf einer von unten beleuchteten Glasplatte bewegte Reiniger die schwarzen Silhouetten vor Hintergründen aus Butterbrotpapier, während eine frontal auf die Scheibe gerichtete Kamera 24 Einzelbildaufnahmen pro Sekunde schoss. Damit sich die Pappe durch die Hitze der Lampe nicht wellen konnte, beschwerte Reiniger die Figuren mit Blei. Von 250.000 produzierten Einzelbildern wurden für die Darstellung der Abenteuerreise 96.000 Aufnahmen verwendet. In drei Jahren Arbeit von 1923 bis 1926 kreierte sie den 66-minütigen Silhouettenfilm gemeinsam mit ihrem Ehemann Carl Koch, der für Kamera und Aufnahmeleitung verantwortlich war. Dazu schrieb Wolfgang Zeller eine stimmige Filmmusik, die sich stilistisch an der Spätromantik orientiert. Sie wurde von Jens Schubbe für ein kleines Kammerorchester bearbeitet und mit dem MDR Sinfonieorchester unter der Leitung von Frank Strobel neu eingespielt. In dieser transparenten Besetzung kommt die Qualität der Musik besonders zu Geltung, von der es in der zeitgenössischen Kritik hieß: „Seine Musik ist sinfonisch durchgearbeitet wie irgendeine, tonal, aber voll überraschender, stets aparter Harmoniefolgen und Ausweichungen. Sicher getroffen das Märchenhafte und was unser europäisches Ohr als ‚orientalisch’ zu empfinden gewöhnt ist.“

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