23. Mai 2025 Johannes Wolters

Die INDAC Kritik von Dominick Reinicke zu Disneys Remake von „Lilo & Stitch“

Hey Johannes,
Hier kommt meine Review zu Stich:

In der Neuverfilmung von Lilo & Stitch begleiten wir erneut das junge hawaiianische Mädchen Lilo (Maia Kealoha), das gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Nani (Sydney Agudong) versucht, den Alltag nach dem Tod ihrer Eltern zu meistern. Als Lilo eines Tages im Tierheim den seltsamen „Hund“ Stitch (Stimme: Chris Sanders) adoptiert, beginnt ein chaotisches Abenteuer, denn Stitch ist in Wahrheit ein außerirdisches Experiment, das auf der Flucht vor galaktischen Behörden auf der Erde gestrandet ist.

Der Impuls, sofort „Mhm, schon wieder ein Live-Action-Remake“ zu sagen, war bei mir sehr groß, als der erste Teaser erschien. Ein wenig Hoffnung war aber auch dabei, dass es Disney diesmal schaffen würde, diesen wichtigen Charakter einer neuen Zielgruppe zugänglich zu machen. Jetzt so im Nachhinein kann ich sagen: Das gelingt. Wenn auch mit Abstrichen. Auch in der Live-Action-Variante fiebert man mit der zerrütteten Familie mit, die durch einen Außenseiter auf die Probe gestellt wird, der selbst erst lernen muss, was Empathie bedeutet. Die emotionalen Momente, die im Original funktioniert haben, treffen auch hier ins Schwarze.
Man merkt allerdings, dass der Film 2025 entstanden ist. Viele Szenen werden mit flotten Gags aufgelöst (mal gelungen, mal weniger), wodurch oft die Spannung gebrochen wird, um die Stimmung aufzulockern. Das kennt man ja bereits zu Genüge von Marvel-Filmen. Besonders in der Eröffnungssequenz erinnern plötzliche „Cut-Away-Gags“ beinahe an Family Guy. Der Erzählrhythmus ist schnell, die Schnitte zackig. Das passt gut zu den heutigen Sehgewohnheiten, lässt aber manchmal kaum Raum zum Durchatmen.

Die Änderungen im Vergleich zum Original waren zum Teil nachvollziehbar. So wurde etwa Bösewicht Gantu gestrichen, und seine Rolle geht nun an den verrückten Wissenschaftler Jumba (Zach Galifianakis) über. Das macht Jumba im Remake jedoch deutlich unsympathischer und nimmt der Beziehung zu seinem Begleiter Pleakley (Billy Magnussen) einiges an Charme. Die Buddy-Komik kommt dadurch kaum zum Tragen. Zudem verzichten die beiden größtenteils auf ihre ikonischen Verkleidungen, sondern sind fast nur in menschlicher Form unterwegs, was laut Regisseur Dean Fleischer auf Budgetgründe zurückzuführen ist. Schade ist auch, dass Pleakleys spielerischer Umgang mit Geschlechterrollen (im Original trug er immer wieder Frauenkleider) komplett gestrichen wurde. 2002 war das ein progressives Detail, das hier leider fehlt.

Neu hinzugekommen sind hingegen Nebenfiguren wie Tūtū (Amy Hill), die hilfsbereite Nachbarin, und Mrs. Kekoa (Tia Carrere), eine warmherzige Jugendamtsmitarbeiterin. Sie erweitern das Unterstützungsnetz rund um Lilo und Nani, was im Kontrast zur mitunter hoffnungslosen Ausgangslage des Originals steht. Dort fühlten sich die Situationen rund um die kleine Familie oft einsamer und bedrohlicher an.
Was die Hauptfiguren angeht, glänzen vor allem Lilo und Stitch. Maia Kealoha macht als Lilo einen fantastischen Job und man schließt sie sofort ins Herz. Die Chemie zwischen ihr und Stitch ist glaubhaft und unterhaltsam, was auch der gelungenen CGI-Arbeit und seinem Design zu verdanken ist. Stichwort: Design: Stitch sieht in dieser Version großartig aus. Der Look wirkt durchdacht, realistisch und bleibt dennoch charmant. Meiner Meinung nach eine gelungene Übersetzung ins Live-Action-Format.

Ein persönlicher Schwachpunkt ist allerdings das Finale. Die spannende Luftverfolgungsjagd des Originals wurde gestrichen und durch ein vergleichsweise unspektakuläres Finale ersetzt, das ich jetzt nicht spoilern will, von dem ich aber auch glaube, dass es da nicht viel zu spoilern gibt. Statt eines packenden Showdowns wirkt das Ende eher behäbig. Um dann doch noch emotionale Dramatik zu erzeugen, greift man auf einen Fake-Out-Tod zurück, den es genau so in Lilo & Stitch 2 schon gibt und der hier nicht besonders passt. Trotzdem verlässt man das Kino aber mit einem guten Gefühl.

Wie so oft stellt sich bei solchen Remakes die Frage nach ihrer Notwendigkeit. Und ähnlich wie bei König der Löwen, Die Schöne und das Biest oder Mulan (besonders bei Mulan) würde ich auch hier sagen: Das Original bleibt die bessere Wahl. Doch Lilo & Stitch (2025) gehört definitiv zu den gelungensten Realverfilmungen von Disney. Die universelle Geschichte über Familie, Verlust und Zugehörigkeit wurde respektvoll modernisiert. Die emotionale Tiefe des Films ist spürbar vorhanden, auch wenn sie andere Wege geht als das Original. Songs wie „Hawaiian Roller Coaster Ride“ oder Elvis‘ „Devil in Disguise“ zaubern mir direkt ein Lächeln ins Gesicht. Ich hab gelacht, war ergriffen, hatte Gänsehaut und war fast 2 Stunden lang gut unterhalten.

Dominick Reinicke

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