2. April 2025 Johannes Wolters

Die INDAC-Kritik zu „Ein Minecraft Film“ von Johannes Wolters

Vorbemerkung:
Die Kritik basiert auf einem Special Screening der deutschen Version mit eingedeutschten Songs vergangenen Sonntag im Cinedom Köln. Es gab keine Pressevorführungen in Köln.
Ich persönlich habe Minecraft nie gespielt, Vorwissen über das Game und seine Fans sind bei mir nicht vorhanden. Mir war bewusst, dass es das Spiel gibt, die visuelle Gestaltung war mir einigermaßen bekannt.

Die Kritik:
Um es gleich rundheraus zu sagen: Was für eine riesige Enttäuschung. Da gibt es kein Schönreden, das ist ein rundherum langweiliger, unorigineller Film, der sich gekonnt zwischen allen Zielgruppen hindurchschlängelt und deshalb kaum Publikum ansprechen wird. Minecraft-Fans dürften lieber das Game selbst spielen wollen, Family Entertainment Zuschauer werden ob der Brutalität und der Humorlosigkeit abgeschreckt werden. Den einen wirds zu kindisch sein, den anderen schwebt eine Alterfreigabe ab 18 Jahren vor. Trotz fantastischer Animation und VFX Arbeit, trotz Jack Black, trotz oder wegen Jason Mamoa, der auch als Co-Produzent fungierte, das ist erneut ein herber Schlag für die deutschen Kinobetreiber, die dringend einen Blockbuster gebraucht hätten.

Etwa 15 Minuten in den Film hinein, schreit eine Filmfigur „Das macht doch alles keinen Sinn!“ Und man pflichtet der Figur aus ganzem Herzen zu, das bis dahin stattgefundene Worldbuilding ist so holzhammermäßig kompliziert gestaltet, dass sich eine emotionale Bindung zu den eingeführten Figuren nicht einstellt. Empathie für die Helden der Geschichte: Null! Und man ahnt bereits, das wird nicht mehr besser werden. Dieser Ahnung aber wird der Film dann im folgenden voll gerecht. Wer jetzt was warum in welcher Existenzebene zwischen Game und Realität herum macht, zu welchem Ziel auch immer, ist so hanebüchen schlicht, dass es einem das Gähnen ins Gesicht treibt. Die Story ansatzweise zu umreissen, würde eine selbige voraussetzen. Von dem vorhandenen Storybrei aber gibt es einerseits zu wenig andererseits zu viel: Da ist Steve (Jack Black), der irgendwie immer in Minen rumbuddeln wollte und schließlich gelangweilt vom öden realen Leben, endlich in eine solche vordringt, um dort dann ohne zu wissen, was er zu finden hofft, mehr als zufällig auf den Zugang zur Minecraft-Welt findet, die er nie gesucht hat. Und das mittels eines Zauberwürfels, der verblüffend dem Tesserakt aus den Avenger-Filmen ähnelt. Da ist, – offensichtlich Jahre später – völlig unabhängig dazu der einstmalige Gamer-King und jetzige Looser Garrett, der zufällig auf den Tesserakt, den Minecraft Würfel stösst, ohne zu ahnen, worum es sich handelt. Das sind die beiden Geschwister Natalie und Henry, die sich als Waisen in einer neuen Umgebung zurechtfinden müssen. Da ist die Schuldirektorin Marlene, die gerade geschieden wurde, da ist die Maklerin Dawn, die Natalie ein Haus vermietet und einen Auto-Zoo nebenher führt. Und da ist die Minecraft Welt, die Kreativität freisetzen soll, aber gleichzeitig von einer bösen Unterwelt bedroht wird. Und irgendwie kommen die einen jetzt in die Minecraft Welt, während die Direktorin sich mit einer in die Welt geratenen Minecraft Figur konfrontiert sieht. Der geneigte Filmfreund, die interessierte Cieastin erkennt rasch, es handelt sich um einen schalen Mix aus Jumanji und der Illumination-Verfilmung von Super Mario Brothers, die sich jedweden Klischees bedient, um von A nach B zu kommen. Und das in einem so unausgewogenen Stil und mit so schlichten Muscial Einlagen, – jawohl, es wird gesungen hier -, dass man sich fragt, ob es zuviel verlangt wäre, sich auf zwei oder drei Hauptpersonen und vielleicht einem statt dreier Drehbuchversionen zu einigen. Und da sind natürlich noch die Bewohner der Minecraftwelt, die größtenteils und unerklärtermaßen aus aggressiven Zombies und Schweinemonstern bestehen, es gibt explodierende Tierwesen, quadratische Bienen, Lamas und dergleichen, – das alles soll bezaubern und verwundern, der Film biedert sich da hemmungslos beim Publikum an, aber bleibt letztlich fremd und kalt. Emotionslos. Anders als bei Super Mario Bros, der vollanimiert war, werden hier reale Menschen in eine computeranimierte Umgebung versetzt, die menschliche und die Game-Realität finden merkwürdigerweise nicht zusammen, passen einfach nicht zusammen. Könnte man als Mensch in einer Minecraft-Welt sterben? Offensichtlich ja, aber weiß man es genau? Jumanji hatte da wenigstens feste Regeln, die die Welt erklärten. Die offensichtliche Realisierung vor LED-Wänden, einer virtuellen Produktion, ist zwar technisch gelungen, eine überzeugende Interaktion zwischen realen Menschen und animierten Minecraft-Figuren entsteht nicht. Und das hiesige Youtuber und Influenzer als deutsche Stimmen für die Synchronisation eingesetzt wurden, hilft dem Film nun wirklich nicht weiter. Es gibt eine Trickfigur, die stimmlich so jämmerlich agiert, dass man Mitleid bekommen könnte, würde man sich über diese Entscheidung der Besetzung nicht so schrecklich ärgern.
Löcher im Drehbuch, unerklärte Handlungsstränge, eine plötzlich verloren geglaubte Figur, die Deus ex Machina mäßig wieder auftaucht unhd auf die verduzte Frage seines Spielpartner „Wie kommst Du denn hier her?“ dreist antwortet „Frag nicht!“ – Da graust es dem Betrachter. Die obligatorische Post-Credit Szene droht ein Sequel an, dazu wird es hoffentlich nicht kommen.

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