Wicked: For Good schlägt einen deutlich ernsteren Ton an als der erste Teil. Während der Vorgänger spürbar auf den Aufbau der Welt und Elphabas Entwicklung fokussiert war, verschiebt sich die Perspektive nun stärker zu Glinda, die hier ihre eigentliche Transformation durchläuft.
Cynthia Erivo und Ariana Grande-Butera tragen den Film mit beeindruckender Präsenz. Gesanglich gibt es ohnehin wenig zu diskutieren, doch gerade Grande überrascht mit einer differenzierten, fein nuancierten Darstellung, die Glindas Wandel glaubwürdig macht.
Die Inszenierung wirkt insgesamt düsterer und visuell reduzierter als im ersten Teil, was mir sehr entgegenkam. Die buntere, teils fast überladene Ästhetik des Vorgängers weicht hier einem stimmigeren, atmosphärischeren Production Design. Auch musikalisch bleibt der Film stark, selbst wenn die ikonischeren Songs eindeutig im ersten Teil liegen. Der Score unterstützt die Geschichte aber zuverlässig und passt zur insgesamt ernsteren Stimmung.
Die komödiantischen Momente treffen diesmal besser. Besonders die Fightszene funktioniert, weil sie unmittelbar auf intensive emotionale Szenen folgt und dadurch natürlicher wirkt als einige humorvolle Einlagen im ersten Film.
Ein Höhepunkt ist die Sequenz zu The Girl in the Bubble, die als kontinuierliche Kamerafahrt durch Spiegelräume beginnt. Was zunächst sehr beeindruckend wirkt, nutzt sich für mich jedoch ab, weil das Stilmittel etwas zu oft wiederholt wird. Die Szene kippt dadurch von elegant zu etwas gimmicky und verliert ein wenig von ihrer filmischen Magie.
Was im ersten Teil bereits angelegt war, wird im zweiten Akt noch klarer: die politische Ebene. Die Mechanismen von Propaganda, Sündenbocklogik und Angstmacherei, die Glinda und Elphaba aus unterschiedlichen

Mirco Tornow
Blickwinkeln erleben, wirken heute fast unangenehm aktuell und wichtiger denn je. Der Film zeigt sehr deutlich, wie leicht öffentliche Wahrnehmung gelenkt werden kann.
Während sich Teil eins für mich inhaltlich eher zog, wirkt Teil zwei stellenweise etwas gehetzt. Einige emotionale und narrative Sprünge hätten mehr Raum gebraucht. Trotzdem bleibt Wicked 2 für mich ein gelungener Abschluss.
Wer Englisch versteht, sollte unbedingt die OV schauen. Falls man Untertitel braucht, dann die englischen, da die deutschen bei unserem Screening auf die deutsche Liedfassung abgestimmt waren und nicht zu den gesungenen Texten passten.