4. Juli 2018 Johannes Wolters

„Done properly parenting is a heroic act. Done properly!“ Robert Hranitzkys INDAC-Kritik zu Brad Birds „Die Unglaublichen 2“

„Done properly parenting is a heroic act. Done properly!“

14 Jahre hat es gedauert, bis die lang erwartete Fortsetzung des überaus erfolgreichen Pixar Film „The Incredibles“ endlich unsere Kinos erreicht. Entsprechend hoch war die Erwartungshaltung, insbesondere da der erste Teil einer meiner All-Time Favorites ist und weil Pixar in den letzten drei Jahren mit „Inside Out“ und „Coco“ richtige Kracher hingelegt hat und dabei selbst immer wieder neue Maßstäbe setzte. Wie auch beim ersten Teil führte wieder Brad Bird Regie und schrieb auch das Drehbuch. Seine Handschrift ist unverkennbar und trägt entsprechend massiv zum rasanten Style und Flair des Films bei.
Und auch diesmal ist es nicht nur ein sehr guter Animationsfilm, nein – es ist einfach ein grandioser Film. Punkt. Ich werde dieses Review auch möglichst Spoiler Free halten, damit der Spaß und die Spannung nicht verdorben wird, daher gibt es von mir wenig zur eigentlichen Geschichte.


Die Story ist durchgängig von Anfang bis Ende sehr unterhaltsam dabei auch spannend und actiongeladen, aber auch in ruhigen Momenten geprägt von Charme, Witz und Metaphern. Man hat im Bezug auf die Charaktere sofort ein vertrautes wohliges Gefühl und die Zeit, die es normalerweise braucht eine emotionale Bindung und Vertrautheit aufzubauen, wird hier in die Vertiefung der Charaktere investiert. Eines der übergeordneten Themen ist Familie, mit all seinen Problemchen die man im Alltag hat: Baby/Kinder in Trotzphase, Pubertät, Gleichberechtigung, Arbeit, Work-Life-Balance, Schlafmangel, usw. …

Handwerklich ist der Film erwartungsgemäß super. Der Look und die visuelle Qualität bezüglich Texturen, Fluids, Details wie Haaren und Haut ist noch mal besser als beim vorhergehenden Pixar Film und – natürlich – auch massiv detailierter und besser als im ersten Teil. Dennoch wirkt es vertraut und ein Stück weit auch so, wie es die Macher vor 14 Jahren gerne dargestellt hätten, es aber aufgrund technischer Limits nun mal nicht besser ging. Gleichzeitig ist es beeindruckend, dass die Bildsprache dennoch aufrecht erhalten ist. Der Charme der sechziger und der entsprechende Stil zieht sich wie im Vorgänger wie ein roter Faden konsequent durch den Film. 
Sehr beeindruckend und auffällig gut ist einerseits die Kameraführung mit dynamischen Einstellungen, aber andererseits begeistert auch das gerade Lighting. Viele Szenen sind so gut geleuchtet …

Die Animation ist unheimlich liebevoll und viele Szenen hätten von „echten“ Schauspielern gar nicht besser dargestellt werden können. Insbesondere die Familien Szenen sind sensationell und mit so viele Liebe zum Detail animiert. Viele kleine Details und Verhaltensmuster vom Nachwuchs werden so passend und witzig dargestellt, dass man nach einem mal Anschauen gar nicht alle wahrnehmen kann und hier der Film auf jeden Fall ein weiteres mal angeschaut werden möchte. 
Gerade als Familienvater habe ich mich persönlich in etlichen Szenen und Momenten wiedergefunden. Es gibt so viele lustige Momente, sei es Schlafmangel oder die alltäglichen kleinen Herausforderungen mit Kids, die so passend dargestellt sind, dass man auf jeden Fall merkt, dass hier die ein oder andere persönliche Erfahrung eingearbeitet (und verarbeitet) wurde – und genau deswegen ist so gut und glaubhaft. 

Hervorzuheben muss man auch die Stimmen: Die Protagonisten werden von den gleichen Darstellern gesprochen, wie auch beim ersten Teil – bis auf Dash, der aufgrund des Alters nun von einem anderen, jungen Schauspieler gesprochen wird. Auch Samuel L. Jackson ist wieder unverkennbar und unnachahmlich als Frozone dabei. Neu aber ebenfalls sehr passend ist Bob

Robert Hranitzky

Odenkirk (aka Saul Goodman aus Breaking Bad & Better Call Saul) als Winston Deaver. Aus den gleichen TV Shows bekannt, ist auch der grummelige Jonathan Banks (aka Mike Ehrmantraut) als Stimme von Rick Dicker dabei.

Baby Jack Jack hat nach seinem eigenen Kurzfilm von 2004 nun endlich auch einen größeren Anteil im Film und hat dabei erfreulicherweise etliche Hero Momente. Teilweise stiehlt der Kleine den „Großen“ ganz schön die Show… Mehr wird an dieser Stelle nicht verraten. 

Letztendlich kommt auch eine alte Bekannte aus dem ersten Teil wieder vor und sagt einen schönen Satz, welcher ganz gut eines der großen Themen des Films sympathisch aufgreift:
„Done properly parenting is a heroic act. Done properly!“ Gute Eltern sind heimlich irgendwie doch die wahren Helden des Alltags.   

Robert Hranitzky

http://www.hranitzky.com/

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