3. Mai 2016 Johannes Wolters

Neue Erkenntnisse beim ITFS: No Risk No Animation “Deutsche Sender müssen auch Animation für Erwachsene bieten“

Foto: Klaudia Urban

Pressemitteilung

Stuttgart, 03.05.2016 – Der Grand-Prix-Preisträger im Internationalen Wettbewerb („Kaputt“, Regie: Alexander Lahl, Volker Schlecht) und der Gewinner im Wettbewerb AniMovie („Psychonauts, the forgotten children“, Regie: Pedro Rivero, Alberto Vázquez) haben das Motto des diesjährigen Internationalen Trickfilm-Festivals Stuttgart „Animation for Grown Ups“ bestens illustiert: Animation wird immer mehr auch für ein erwachsenes Publikum gemacht, Animationsfilmer nehmen gesellschaftlich und politisch relevante Themen auf. Filme, die auf realen Ereignisse basieren, wie der belgische Langfilm „Cafard“, Regie: Jan Bultheel, oder AnimaDoc (animierte Dokumentationen) wie „Kaputt“ oder „Holot“, Regie: Einat Keshet, werden zukünftig mehr werden. Auch beim Animation Production Day wurden mit „Kleine Germanen/Little Aryans“, Regie: Frank Geiger, Mohammed Farokhmanesh und „Andre la Rouge“, Regie: Kim Nguyen, Projekte vorgestellt, die sich dezidiert an ein erwachsenes Publikum richten.

„Leider ist es in Deutschland eher schwierig, für Filme dieser Art Finanzierungspartner zu finden“, analysiert Prof. Ulrich Wegenast, künstlerischer Geschäftsführer des Festivals. „Sender und Einkäufer müssten mutiger werden, Animationsfilm auch einem erwachsenen Publikum zu präsentieren. Wettbewerber wie Amazon und Netflix laufen ihnen ansonsten den Rang ab.“

Die kommerzielle Animation (Serie und Langfilm) ist in Deutschland fast ausschließlich von Senderaufträgen abhängig – und dort zielt man in aller erster Linie auf die Zielgruppe Vorschul- und Grundschulkinder. „International haben Produzenten längst ihre Portfolios von Pre-School über Family bis zu Adult ausgeweitet“, stellt Dittmar Lumpp, kaufmännischer Geschäftsführer des ITFS, fest. „In Deutschland scheint hingegen nur der Markt für Vorschul-Animation zu funktionieren.“

Während international also längst Märkte in den Publikumssegmenten Family-Entertainment und Erwachsene etabliert sind, und die Produzenten dafür spannende Inhalte bereit halten, tut sich in Deutschland noch wenig. Lumpp: „Die deutschen Fernsehsender müssen mutiger werden, damit die Produzenten über das Vorschulprogramm hinauskommen.“

Ulrich Wegenast fürchtet auch um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Animationsfilmproduzenten. Animierte Dokumentationen, Stoffe, die Kinder ebenso wie Erwachsene ansprechen, Animationsfilme mit gesellschaftlich relevante Themen, anspruchsvolle Geschichten für Erwachsene im Sinne des Arthouse-Kinos – all das hat bei deutschen Sendern praktisch keine Chance. „Wenn die Sender diese Entwicklung verschlafen, wird das weitreichende Folgen auch für die deutsche Produktions- und Ausbildungslandschaft haben. Selbst wenn damit ein Risiko verbunden ist – es ist ein Weg in die Zukunft des Animationsfilms. No Risk – No Future for Animation.”

Das nächste Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart findet vom 2. bis 7. Mai 2017 statt.

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