12. Mai 2024 Johannes Wolters

Die INDAC-Kritik zu Mark Dindals „Garfield -Eine Extra Portion Abenteuer“ von Johannes Wolters

Garfield ist wieder da! Auf der Leinwand, im Comic-Bereich war der faule und Lasagne-liebende Kater wohl nie weg, auch wenn sich seine und meine Wege bislang nur selten kreuzten.

Jim Davis schuf die Figur 1978, laut Wikipedia ist der 19. Juni 1978 sein offizieller Geburtstag, da erschien der erste Comic Strip. Seitdem hat sich der Kater eine treue Fanschar erarbeitet, von denen die meisten Montage ebenso hassen wie er. Und die Popularität der Figur führte zu Merchandising, Zeichentrickserien, Computergames und eben auch zu Ausflügen auf die Kinoleinwand, die um 2004 herum zu einer ersten Begegnung zwischen dem Kater und mir führten, die ausschließlich dadurch im Gedächtnis haften blieb, als dass sie mir die Bedeutung von professionellen Synchronstimmen vor Augen führten und zu einem bleibenden Paradebeispiel wurde, was man da alles falsch machen kann. Damals sprach Thomas Gottschalk die deutsche Katerstimme, beziehungsweise er versuchte es redlich. Gottschalk ist ein sympathischer Entertainer und Moderator, seine schauspielerischen Fähigkeiten (Die Supernasen) sind begrenzt. Und seine Stimme in den Dienst einer Figur zu stellen, war seine Sache nicht, also lag die Stimme über dem Geschehen des Films, niemals im Charakter der Figur und zerstörte deswegen mein Filmerleben komplett. In der späteren Fortsetzung sprach dann Oliver Kalkofe sehr überzeugend die Figur, allein der schwache Film verdiente diese Anstrengung keinesfalls.

Jetzt in der gut aufgelegten Neuverfilmung ist die Synchronstimme wieder ein Problem, Hape Kerkeling gibt sein Bestes, aber, nun ja, er hat zwei Dinge gegen sich: a) Kerkeling ist gerade noch im Ohr als Synchronstimme von Po aus Kung Fu Panda 4 und in guter Erinnerung als deutsche Version von Schneemann Olaf (Frozen 1 & 2) und die Figuren heben sich stimmlich nicht wirklich von einander ab, wenn seine Stimme aus dem Off heraus erklingt, ist man nicht wirklich sicher ob jetzt doch noch Olaf oder Po in die Handlung einsteigen!   Und b) die Dialogszenen des Films sind in sich so furchtbar angestrengt, dass selbst die beste Synchronstimme der Welt hier nicht viel hätte ausrichten können und man als Zuschauer geradezu betet, die Figuren mögen endlich schweigen. Was sie dann auch glücklicherweise über längere Strecken einhalten, in denen dann die Neuverfilmung sich zu ungeahnten Höhen aufschwingt und überraschenderweise wirklich gut unterhält – gerade ein jüngeres Publikum.

Regisseur Mark Dindal, der uns vor Jahren mit dem großartigen Katzenmusical „Cat´s don´t Dance“ verzauberte, und seinem inspirierten Team gelingt es durchaus, über weite Strecken unsere Sympathien und Lachmuskeln zu wecken, in dem er Garfield mit seinem lang verschollenen Vater konfrontiert, der in ein paar dunkle Machenschaften verstrickt ist und deswegen auf die Hilfe seines Sohnes angewiesen ist. Der sich daraus ergebende Roadtrip und ein desaströser Einbruch in einen Milch und Käse produzierenden Farmbetrieb a la Mission Impossible gibt viel Raum für visuelle Gags und Situationskomik. Eine Storyhandlung über 90 Minuten zu erzählen, bedingt eine Menge an Backstory und Dialogszenen, eine einfache Reihung von Gags, die in den Animations-Kurzfilmserien wie „Roadrunner & Coyote“, bei Tom & Jerry oder den Tex Avery-Filmen etwa möglich waren, ist nicht ausreichend – und vielleicht ist Garfield letztlich auch einfach keine Figur, die einen Spielfilm wirklich tragen kann. Der Kater hasst Montage und liebt Lasagne und süßes Nichtstun – das ist rasch auserzählt. Aber Dindal, der deutliche Anspielungen an die oben genannten Serien macht, versucht sein Bestes und über weite Strecken des Films funktioniert das Geschehen leidlich. Die App, die Tierstimmen übersetzt, die Haselnüsse in den Ohren als Kommunikationsmittel, vieles ist überraschend gut gelöst. Doch da sind eben auch die Dialoge. Und auch die Idee, den Nebencharakteren regional gefärbte Dialekte aus Bayern, Berlin oder Baden-Württemberg in den Mund zu legen, ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Aber das ist Jammern auf gutem Niveau, die Kinder im Publikum beim Screening hatten weitestgehend Spaß. Es gibt wesentlich Schlimmeres in Sachen Animation,  wem erzähle ich das hier.  Aber diese Woche läuft auch „Robot Dreams“ in den Kinos an, es gibt also Alternativen.

https://www.sonypictures.com/movies/thegarfieldmovie

Technisch gesehen ist die  Übersetzung der 2D Comic Strip Figur in ein CGI-Enviroment gut gelöst, die Augen allerdings,  die bewusst einen 2D Effekt evozieren sollen, um die vertraute Comic-Strip  Mimik zu imitieren,  funktionieren an einigen Stellen so merkwürdig schlecht,  dass man meint, man habe es mit einem weissen Aufkleber mit aufgemalten Augen auf einem  3D-Körper zu tun. Warf mich manchmal aus dem Filmgeschehen, ich denke, es wird auch anderen so ergehen.

Eine Besonderheit wird mir allerdings im Gedächtnis bleiben: ich sah den Film am Donnerstag, dem 2. Mai, also nach dem 1. Mai-Feiertag, so das ich den Tag über ein latentes Montagsgefühl hatte. Im Film äußert Garfield sein Missfallen an den Ereignissen um ihn herum mit den Worten: „Heute ist bestimmt ein Montag!“, worauf sein Vater kontert „Es ist Donnerstag!“ – die Korrespondenz in diesem Moment zwischen der Filmwelt und meiner Welt war verblüffend und ich mußte laut lachen.

Johannes Wolters

 

The Garfield Movie

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