11. April 2016 Johannes Wolters

Die INDAChs Kritik von Livius Papay zu Disneys The Jungle Book

Mit „The Jungle Book“ inszeniert Disney die Geschichte kleinen Weisen Mogli komplett neu in der „realen“ Welt. Etwaige Bedenken, dass diese Realität neben der Fantastik zu aufgesetzt wirken mag beseitigt der Film schon in den ersten fünf der 125 Minuten. Der komplett „reale“ nichtreale Jungle und seine Bewohner sind mit einer Genauigkeit produziert die ihres Gleichen nur in vorigen Blockbustern wie Gravity oder Avatar sucht. Doch an eben diesem Hang zur Realität scheitert die Magie des Films und so plätschert die beliebte Story in unsere reale Welt.
Genau wie sein Nachfolger hat der Original „Dschungelbuch“ Film von `67 seinen Erfolg unter anderem filmtechnischen Finessen zu verdanken. Die Disney-Magie war ein Produkt ausgefeilten Könnens der weltbesten Animatoren und ausgeklügelter Tricks wie dem Multi Plane Mattepainting. Die dadurch ermöglichten Kamerafahrten liessen die zwei-dimensionalen Kompositionen des Jungles, die hintereinander positioniert waren, räumlicher wirken. Andere Zeichentrickfilme ohne diese aufwändige Technik wirken dagegen steif und weniger „real“. Der aktuelle Jungle Book Film ist dagegen komplett real oder so sollte man zumindest glauben. Klar, Tiere können nicht sprechen, doch selbst, dass sie es können wird in diesem Film glaubhaft dargestellt. So sucht man vergebens nach Anzeichen, wo CGI aufhört und die echte Welt anfängt, doch vermutet man diese Grenze nicht bei dem kleinen Mogli. Der Dschungel ist ein Meisterwerk an moderner Computergrafik, doch wenn man sich nicht alle fünf Minuten immer wieder selbst daran erinnert, dann vermisst man bald das fantastische in der visuellen Darstellung. Natürlich wurden beeindruckende Kulissen ausgewählt und das kreative Team um Favreau hat zu gutem Recht King Louie und die anderen Tiere ein bisschen größer dargestellt, als sie in Wirklichkeit wären. Doch wenn der Affenkönig aus seinem uraltem Tempel tritt, erhellt ihn ein Licht, dass auch nachmittags um 3 auf dem Tempelhofer Feld den Rasen bescheint. Was hier fehlt ist schwer zu beschreiben und genau der Grund, warum man nicht nach der Aufführung aus dem Kinosaal stürmt und das neue Zeitalter des animierten Films verkünden möchte. Es ist beeindruckend, wie Neel Sethi als Mogli mit seinen Freunden Baghira und Balu interreagieren kann. Dass diese Königsdisziplin gemeistert wurde, ist vor allem den Puppenspielern zu verdanken, die dem jungen Schauspieler seiner eigenen Arbeit durch ihr Schauspiel erleichterten, auch wenn es im fertigen Film gar nicht zu sehen ist. Genau diese Szenen und die Begegnung mir Kaa ergeben den Mix für ein ausgereiftes Revival des Disney Jungle Buchs, wenn da nicht die vielen schwachen Aktion Szenen im Film wären, die den Zuschauer wieder zurück auf die Kinobank bringen. Denn genau dort wo die Story schwach ist scheitert die visuelle Darstellung den Betrachter zu verzaubern. Nur weil eine Szenerie komplett am Computer entstanden ist, heißt das nicht, dass wenn sie eine reale Aufnahme wäre automatisch ästhetisch wirkt. Es gibt im Internet sicherlich zahlreiche Bilder von Gnu-Herden an einem regnerischen Tag, doch nur wenige würde man tatsächlich als „ästhetisch“ beschreiben. Und vielleicht ist das genau das Problem mit dem „Jungle Book“. Zahlreiche VfX Artists ermöglichen es jede Idee in wunderschöne CGI Realität zu verwandeln, doch die künstlerische Leitung dieses Films verfehlt die Möglichkeit in diese Realität die Phantastik mit einzuweben und nur anhand des Filmplakats mag man erahnen, wie es hätte sein können.

Livius Papay, Student Bauhaus Universität Weimar

, , , ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert