2. Mai 2017 Johannes Wolters

Die INDAChs Kritik von Norbert Kerkhey zu „Sieben Minuten nach Mitternacht (A Monster Calls)“

Eine sehr persönliche Rezension

Achtung: diese Rezension enthält Spoiler!!! Ich hasse Spoiler, aber sie waren in diesem Fall nicht zu vermeiden!

Ja, es ist ein sehr guter Film, gewaltiges, überwältigendes Gefühlskino. Und: Nein, ich werde ihn kein zweites Mal ansehen und ihn auch niemandem, erst recht keinem Kind, empfehlen.

Vielleicht liegt es ja nur an mir, aber ich mag nun einmal keine Filme, aus denen ich todtraurig in die an sich schon nicht so lustige Wirklichkeit entlassen werde.

„Sieben Minuten nach Mitternacht“ erzählt eine Geschichte von der Notwendigkeit des Loslassens: Conors Mutter ist todkrank. Der 13-Jährige klammert sich an die Chance ihrer Heilung. Die uralte Eibe auf dem Kirchhof wird zum Monster, das Conor dazu auffordert, sich der Wahrheit zu stellen, die er längst kennt.

Ich möchte keine Bemerkungen über die technische, schauspielerische oder visuelle Qualität dieses Films verlieren. Vielleicht fällt anderen Rezensenten dazu etwas anderes ein als: Perfekt! Mir geht es nur um die Story.

Und die hat es in sich, sie wird perfekt erzählt, die filmische Präsentation ist (Achtung: neudeutsch!) derart immersiv, dass ich sie als überperfekt empfunden habe. Kurzum: ich empfinde Conors Weigerung, den kommenden Tod seiner Mutter als unausweichlich hinzunehmen, als meine eigene Weigerung, etwa 60 Minuten lang kämpfe ich um meine Hoffnung, diese Story könne against all odds doch noch gut ausgehen, dann siegt mein filmanalytischer Sachverstand, und ich gebe auf – Conor gibt erst viel später auf. Den Rest des Films bin ich todtraurig über die Unausweichlichkeit und stinksauer über den Film, der mir diesen Gefühlscocktail antut.

Zum Glück hat die Produktion an die schweren Abschlussakkorde, die auf dem beginnenden Abspann weiter klingen, noch für den Rest des Abspanns ein nettes Liedchen aufgepackt, so dass ich meine Stimmung nicht mit in die Wirklichkeit retten konnte. Vermutlich eine Idee der Marketing-Abteilung. Danke, ihr gefühllosen Ignoranten!

Norbert Kerkhey

Http://www.zone5.info

 

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