25. Oktober 2016 Johannes Wolters

Die INDAChs Kritik von Rufin Wiesemann zu Marvels Doctor Strange

!Dr. not really that Strange

Nun hat auch Dr.Strange als einer der weniger bekannten Helden den Sprung aus dem Marvel Universum auf die Leinwand in unsere Realität geschafft. Und mit ihm eine unglaubliche Vielzahl visuell wirklich anspruchsvoller und sehenswerter Effekte, die ein echter Anreiz sein sollten, den Weg in eine gute 3D Projektion einzuschlagen. Denn so viele rasant und bildgewaltig erzählte Dimensionen sollte man nun wirklich nicht nur zweidimensional betrachten. Alles andere wäre so, wie „Indiana Jones – Tempel des Todes“ auf dem Handy zu schauen.

Die Storyline ist, wie bei Comic Verfilmungen üblich, nicht wirklich imposant. Nur mit einer ungefähren Ortsangabe und dem Namen eines geheimnisvollen Ortes bewaffnet, macht sich der schnöselige und selbstbezogene Neurochirurg Dr. Strange (Benedict Cumberbatch), der bei einem Autounfall  die Feinmotorik seiner Hände und damit natürlich seine gesamte bisherige Daseinsberechtigung eingebüßt hat,  auf die Suche nach einer Wunderheilung, um sein altes Leben als brillanter Operateur und überhebliche Nervensäge zurück zu gewinnen. Doch anstatt der erhofften Medizin findet er nach gefühlten zwei Tagen am Ende der Welt Zutritt zu einer geheimen Gesellschaft von Magiern, die unsere geliebte blaue Kugel vor den zerstörerischen dunklen Mächten aus unzähligen Parallel-Universen unseres Multiversums schützt. Als anfänglich widerstrebender aber schon sehr bald durch die Älteste (Tilda Swinton) in schwindelerregendem Tempo überzeugter Schüler, ist er binnen Kurzem ein formidabler Magier, der bereit ist gegen alle abtrünnigen Zauberkräfte auf Erden und darüber hinaus anzutreten.  So beginnt dann auch umgehend eine szenisch eindrucksvoll, weitgehend detailverliebt  und heiter inszenierte Schlacht rund um den Globus und Kreuz und quer durch Zeit und Dimension, an deren Ende nur Dr. Strange in seinem  hingebungsvollen Umhang zwischen der uns bekannten Realität und der alles vernichtenden zeitlosen Dunkelheit steht.

Mit der Geschichte von Dr. Strange hat Marvel Comics es mal wieder auf einzigartige Weise geschafft, eine der bedeutungsvollsten und nach wie vor aktuellsten gesellschaftlichen Fragen sinnbringend zu berühren, ohne dabei in den Pathos eines gesellschaftskritischen Dramas verfallen zu müssen. Mit spielerischer Leichtigkeit wird hier in reizüberflutenden und sehr heiteren Bildern die Abkehr vom oberflächlichen Karriere-Eifer zum Suchen nach der inneren höheren Bestimmung in einer Selbstverständlichkeit erzählt, die jeden buddhistischen Mönch vor Neid erblassen lassen würde. Und das ohne den Zuschauer auch nur einen einzigen Moment mit Langeweile oder Tiefsinn zu foltern. Popcorn Kino, das beim anschließenden Kaffee oder Bier dann doch noch zum Denken verleitet ?  Nicht wirklich. Aber absolut amüsant.

Rufin Wiesemann

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