9. Februar 2016 Johannes Wolters

Die INDAChs Kritik zu Deadpool von Sebastian Meszmann

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Sebastian Meszmann

Vanity Projects – eigentlich ein Schimpfwort in der Filmbranche, beschreibt der Begriff doch treffend Filmprojekte, die in der Regel von grossen (und meist sich selbst zu wichtig nehmenden, weil berühmt und von den Massen angehimmelten oder so die Eigenwahrnehmung) Filmstars forciert werden, koste es was es wolle und, selbstredend, mit Ihnen in der Hauptrolle, denn keiner ausser Ihnen kann den Stoff besser auf der Leinwand zum Leben erwecken als sie selbst. Eine Herzensangelegenheit durch und durch also.

Die Projekte haben noch eine andere wichtige Gemeinsamkeit: die Filme sind in der Regel nahezu alles Gurken der übelsten Sorte und sind Gift für die Kinokasse, Berühmte Beispiele gefällig? John Travoltas “Battlefield Earth“, Chavy Chases “Jagd auf einen Unsichtbaren”, Adam Sandlers “Jack and Jill” oder Kevin Kostners “Postman”.

Deadpool ist auch so ein Vanity Project im eigentlichen Sinne, Ryan Reynolds macht da auch keinen Hehl daraus, hat er es sich doch auf die Fahnen geschrieben, seinem Comic Helden Deadpool ein der Figur gerecht werdendes Denkmal auf Zelluloid zu bannen und den ersten Auftritt seines Anti-Helden in “X-Men Origins: Wolverine” vergessen zu machen (die Rolle wurde ebenfalls von Reynolds verkörpert aber war doch weit entfernt von der Comicvorlage).

Und es gelingt Ihm, Ryan Reynolds Deadpool wird der kompromisslosen, abgedrehten, albernen und gagamäßigen Vorlage mehr als nur gerecht. Wer hier Superheldenfilme im Stile des Avengers Universum erwartet, wird enttäuscht werden. Hier geht es schmutzig und übel zur Sache, sowohl grafisch als auch verbal. Pop- und Comickultur Referenzen werden im Minutentakt abgefeuert und abgefeiert. Deadpool sieht sich nicht als Held und wird seinem Spitznamen “merc with a mouth” mehr als nur gerecht – er hat zu alles und jedem eine Meinung oder vielmehr Gedankenfurz, die er allen und ganz im Sinne der Comics, die vierte Wand durchbrechend auch dem Zuschauer mitteilt, entgegenplärrt und eintrichtert.

Man muss sich auf diese filmische Achterbahnfahrt einlassen aber es besteht durchaus die Chance, dass einem bei dem Referenzgewitter und der Stakkato-Inszenierung leicht Unwohl und blümerant wird, wenn man die Zitate und Gedankengänge von Deadpool nicht einzuordnen versteht.

Mir hat die wilde Fahrt gut bekommen und ich freue mich, dass Reynolds dem Begriff Vanity Projects jetzt eine durchaus positivere Note für mich geben konnte, der Film und alle daran Beteiligten nehmen sich nicht allzu ernst und haben sichtlich Spass an ihrem Unfug auf der Leinwand.

Schöne Grüße,
Sebastian

Sebastian Meszmann arbeitet als VFX Producer bei Pixomondo

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