3. Oktober 2015 Johannes Wolters

Die INDACHS Kritik zu „INSIDE OUT – Alles steht Kopf“ von Julia Kricke

Der neue Pixar-Film “Inside Out“/„Alles steht Kopf“ ist einfach genial!
Ich sah den Trailer einige Tage vor dem Screening, lachte mich kaputt und hatte entsprechend hohe Erwartungen. Was soll ich sagen…der Film hat mich verzaubert. Er ist witzig, intelligent, tiefgründig, traurig, spannend und sprüht vor Fantasie.
Beim Geschichten Erzählen erfindet ja im Prinzip Niemand das Rad neu. In „Alles steht Kopf“ zieht eine nette Familie mit vorpubertärer Tochter Riley nach San Francisco. In der neuen Heimat läuft zunächst alles schief. Soweit nichts Neues. Aber was Pixar aus dieser Grundidee macht ist einfach brillant und fühlt sich neu an. Die Charaktere sind sehr gut ausgewogen, jede Figur ist wichtig für die Story und jeder Zuschauer hat sicher einen liebsten Helden. Alle Lebewesen werden von fünf starken Gefühlen gesteuert, die im Hirn an Steuerpulten um Einfluss rangeln…oder auch mal gemeinsam Fußball gucken. Durch die Geschichte führen die symphatisch dominante Joy und die überwältigend traurige Sadness. Ich möchte sie knuddeln und trösten, sie ist so herzerweichend traurig! Die Animation ist wiedermal der Wahnsinn. Man vergisst einfach, dass diese Reise ins Fantastische von Menschen gemacht ist. Fühlt sich Alles logisch an.
Und dann noch BingBong – imaginärer Freund aus Zuckerwatte, teils Katze, Elefant und Delfin – ich will auch so Einen. Hach, BingBong, du hast mich zum Weinen gebracht! Pixar etabliert wundervolle Schauplätze, die den Ablauf im Gehirn darstellen. Wir lernen, wie Ohrwürmer, Gedanken, Träume und Erinnerungen entstehen. Pragmatische Kopffüßer latschen durchs Langzeitgedächntnis und saugen nach Gutdünken Erinnerungen weg – so witzig – „Telefonnummern? Weg damit! Sind alle im Handy gespeichert!“. Gelöschtes landet im Vergessen, eine tiefe dunkle Schlucht, die ständige Bedrohung im Hintergrund. Auch dahin führt uns die Reise. Einzig unlogisch erscheint mir, das die Themenparks der Persönlichkeit sofort nach nur einem negativen Erlebnis einstürzen. Aber das kommt natürlich dem Spannungsbogen der Story zugute. Das Fazit des Films gefällt mir. Es ist eine ganz simple und darum schöne Wahrheit: Jedes Gefühl
ist wichtig, Hauptsache wir fühlen überhaupt etwas. Als Mutter habe ich über den Aspekt der emotionalen Beeinflussung auch öfter nachgedacht. Vor allem Kinder hören zu oft, dass sie doch bitte lieb, brav und fröhlich sein sollen. Aber wohin mit der Wut, der Angst und Traurigkeit…diese vermeintlich negativen Gefühle brauchen genauso Beachtung und Akzeptanz. „Alles steht Kopf“ ist daher für mich ein WIRKLICHER Familienfilm. Bleibt lediglich eine negative Notiz: Der Vorfilm „Lava“ ist nur mäßig toll. Er wirkt wie eine endlos lange Raffaello-Werbung. Die Story wirklich flach. Gesehen und beinahe schon wieder vergessen.

Julia Kricke
Animatorin, Berlin http://iloveanimation.de/

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