Lange nichts mehr gehört von meinem Lieblingsbären Winnie Pooh! Als ob Harry Rohwolt ihn mit ins Grab genommen hätte. Allerdings hat der gute alte Winnie mit dem Kinojahr 2014 Konkurrenz auf dem Gebiet der Schmusebären bekommen, denn Bär Paddington entpuppte sich zum Volltreffer. Diese hohen Erwartungen an den Bären der Extraklasse kann Paddinton 2 voll und ganz erfüllen, so dass er dieses Mal vielleicht sogar die bisherige Lieblingsrolle vom Kuschel-Pooh-bären abzulösen vermag. Nicht daß A.A. Milne und Michael Bond jemals in diesem Konkurrenzgeist gedacht hätten, genauso wenig wie die jeweiligen Illustratoren E.H. Shepard und Peggy Fortnum, aber unsere Welt ist mittlerweile so gebaut, daß am Ende Vermarktung und Merchandising als größter Erfolg aller Erfoge zählt.
Allem Kommerz zum Trotz, werden Sie jedoch ein großartiges, herzerwärmendes Kinderfilmabenteuer sehen, gemacht in den besten Traditionen der guten alten Kinderfilmklassiker wie Chitty Chitty Bang Bang, The Wizard of Oz, Mary Poppins, usw…
Das hat auch damit zu tun, dass alle Plots und Pointes sehr gut im Voraus vorbereitet und ausgelegt werden im Film. Der aufmerksame Zuschauer wird damit sein Spaß haben.
Schon zu Beginn werden Sie in das von Paddington geöffnete Pop-up Buch in eine ganz und gar wundervolle Welt hineingezogen, in der der Bär gedanklich mit seine Tante Lucy spazieren geht. Eigentlich ist die Idee, ein Pop-up Buch zum Ausgangspunkt einer Animation zu machen überaus naheliegend, allein – es wurde noch nicht gemacht! Das Pop-up Buch an sich spielt in Folge noch eine sehr wichtige Rolle, um die sich eigentlich alles im Film dreht. Als ich selbst vor einigen Tagen eine englische Buchhandlung besuchte, gab es das Pop-up Buch auch gleich da zu kaufen. Sehr verlockend aber ich konnte es (noch) liegen lassen ;°)
Der Film ist auch diesmal hochkarätig besetzt. Neben Paddingtons Adoptionsfamilie und den Nachbarn aus dem ersten Film, ist Paddingtons Gegner diesmal der groß- und bösartige Hugh Grant, der seine Rolle mit großer Bravour erfüllt, genauso Paddingtons Komlizen im Gefängnis und die noch immer umwerfende Joanna Lumley in eine Nebenrolle.
Eigentlich ist Paddington so liebenswert weil er wie ein herzensgutes Kind ist, immer positiv, bereitwillig, unverdorben und manchmal auch sehr naiv, so wie wir auch einst allen mal gewesen sind (oder gerne wieder sein möchten?).
Und auch diesmal taucht das Strassenorchester mehrmals auf im Film, aber wird meiner Meinung nach besser eingesetzt als im 1. Paddington Film. Auch gibt es mehrere Referenzen an Kinoklassiker wie „Mordern Times“ von Chaplin als Paddington dem Knast durch ein Räderwerk entflüchtet, sowie ein großartiges filmisches Finale, in dem eine Mischung aus dem Musical „Singing in the Rain“ und „Jailhouse Rock“ von Elvis Presley entsteht. Sehr tuntenhaft (camp).
Last but not least bin ich kein großer Fan von synchronisierten Filmen, aber hier ist es durchaus gelungen die großartigen Besatzung gut zu vertreten. Nur wo es keine realen Gegenspieler gibt wird es kritischer, wie zB. am Anfang im Jungle, wo Paddington durch Tante Lucy aus den Fluß gefischt werden muss. Hier kommt mir das Stimmenacting zu clichéhaft vor, so wie ich sie auch selber zu oft bei den Aufnahmen für Animationsfilme erlebt habe. Aber das hat weniger mit dem mehr als sehenswerten Film an sich zu tun.