7. Januar 2016 Johannes Wolters

Filmförderung in Sachen VFX – Kommentar von Florian Gellinger (RISE FX) zum German Motion Picture Fond

Ein neuer Filmfördertopf des Bundeswirtschaftsministeriums soll auch und besonders für VFX und Animation genutzt werden. Der Link zur entsprechenden Website des Ministeriums findet sich hier! Auch die FFA hat dazu eine Webseite eingerichtet, sie findet sich hier. Zum Förderungstopf gab es in Berlin bereits eine Informationsveranstaltung vom Ministerium, der FFA und dem Medienboard (INDAC berichtete) und auch in Köln und München wird es demnächst dazu Aufklärungs-Termine geben (Hier der Link zu den Terminen)

Am vergangenen Montag haben wir auf dem INDAC Blog den Kommentar von Heiko Burkardsmeier zum neuen German Motion Picture Fond gepostet, hier folgt nun der Brief von Florian Gellinger von RISE FX  mit seiner Stellungnahme zur neuen Förderung des Bundes-Wirtschaftsministeriums! Herzlichen Dank! Ich würde mich über weitere Kommentare sehr freuen!

 

Lieber Johannes –

natürlich haben auch wir bei RISE die Nachricht über den German Motion Picture Fund mit Freude aufgenommen. Grundsätzlich ist der Ansatz VFX und digitale Bildbearbeitung gesondert zu honorieren sehr zu begrüßen.

Zum groben Überblick: Filme mit mehr als 13 Millionen Euro deutschen Herstellungskosten (bei mehr als 25 Millionen Euro insgesamt) werden generell mit 10% gefördert. Wenn davon mind. 1 Million Euro in deutsche VFX Bearbeitung fließt erhöht sich die gesamte Förderung automatisch auf 20%, maximal jedoch 2,5 Mio. Förderausschüttung. Für Serien gelten ähnliche Regeln.

Der Anreiz für Produzenten zusätzlich zum Dreh in Deutschland hier auch die digitale Bearbeitung in Auftrag zu geben wächst dadurch beträchtlich – solange man mit dem Dreh nicht sowieso 25 Millionen Euro ausgibt und die 2,5 Mio. Euro Förderung (bei 10% ohne VFX) bereits erschöpft sind. Das wäre bei großen, VFX-lastigen Blockbustern eigentlich fast immer der Fall, der Anreiz entfällt.

Die Beauftragung der visuellen Effekte, im Gegensatz zum Dreh, kann sehr viel leichter an Firmen in vielen Ländern verteilt werden in denen nicht gedreht und keine sonstige Produktionsinfrastruktur aufgebaut wurde. Um die VFX von so einem Projekt genau wie sonst in Kanada oder Großbritannien gefördert zu bekommen wäre es weiterhin nötig mind. 13 Millionen Euro in Deutschland auszugeben. Das ist angesichts der aktuellen Größe der gesamten deutschen VFX-Industrie denkbar aber unrealistisch. D.h. es werden eigentlich weiterhin nur Produktionen gefördert, die hier auch drehen.

Wenn man sich die Mannschaftsstärke der größten produzierten Filme in den vergangenen Jahren ansieht wird klar:

–          Der VFX Anteil steigt überproportional.

–          Die VFX-Arbeit wird fast ausschließlich in VFX-fördernde Regionen verteilt (Kanada, Großbritannien, Neuseeland).

–          Die VFX-Bearbeitung geht meistens über einen sehr viel längeren Zeitraum als der Dreh und führt zu längeren Beschäftigungsverhältnissen.

–          Der kreative, sichtbare Anteil am Film überwiegt teilweise den des klassischen Artdepartments da Kulissen immer weniger physisch sondern immer mehr digital gebaut werden.

–          Im VFX-Department sind mittlerweile fast genauso viele oder sogar mehr Mitarbeiter beschäftigt als beim gesamten Dreh (Quelle: IMDB):

o   Avengers: Age of Ultron (Dreh: 1629, VFX: 1601)

o   Mad Max: Fury Road (Dreh: 1006, VFX: 564)

o   Life of Pi (Dreh: 965, VFX: 1193)

o   The Walk (Dreh: 283, VFX: 408)

o   Interstellar (Dreh: 605, VFX: 360)

Abschließend ist zu sagen: Bisher hätte sich kein einziger Film an dem wir jemals gearbeitet haben (und der nicht in Deutschland gedreht wurde) für DFFF oder die neue GMPF Filmförderung qualifiziert – nicht einmal Guy Ritchie’s “The Man from UNCLE”, der zu großen Teilen in unserer digitalen Rekonstruktion des Berlins von 1963 spielt weil er leider in London gedreht wurde. Im Hinblick auf die Entwicklung der gesamten globalen Filmbranche denken wir es ist Zeit für einen generellen Paradigmenwechsel bei deutschen Förderrichtlinien – obwohl der GMPF schon ein sehr wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist.

Was wir in Zukunft brauchen ist ein Förderinstrument, dass dem überproportional wachsenden Anteil von visuellen Effekten bei Filmproduktionen Rechnung trägt und gezielt mittlere und große Produktionen zur digitalen Nachbearbeitung nach Deutschland holt. Wir müssen hier über die nächsten Jahre die Strukturen und Kapazitäten in der VFX Bearbeitung aufbauen, die durch ihren elementaren Beitrag in der Zukunft als Anreiz für die konventionelle Produktion dienen werden.
Ganz liebe Grüße,

Florian

Florian Gellinger – Visual Effects Supervisor – RISE

Florian Gellinger has worked extensively as a visual effects designer in both compositing and 3D, making it his bs-24-32-DW-Kultur-Mainzmission to reconcile the two practices. In 2005/2006 Florian supervised the vfx work on Roman Polanski’s Oliver Twist and assisted director Catherine Hardwicke for Newline Cinema’s „The Nativity Story“. Shortly after he founded RISE together with Markus, Robert and Sven. His work as visual effects supervisor and some of the radical new techniques he used for the German film „This is Love“ directed by Matthias Glasner received overwhelming feedback from the vfx community and made RISE known across the globe. Since then he has supervised work on such films as „Harry Potter and the Deathly Hallows“, „Captain America“ and „X-Men: First Class“.

RISE FX GmbH
Schlesische Straße 28, 10997 Berlin
An der Schanz 1A, 50735 Köln
Büchsenstraße 20, 70174 Stuttgart
Gumpendorfer Straße 55, 1060 Wien
Geschäftsführer: Sven Pannicke, Robert Pinnow

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Comments (2)

  1. Jan

    Also inhaltlich habe ich nichts auszusetzen. Die Kritik ist nachvollziehbar. In Teilen habe ich den Text allerdings als nicht sehr verständlich empfunden. Hilfreich wäre es da sicherlich gewesen, das ein oder andere Komma nicht weg zu lassen. Und von einer Überproportionalität spricht man ja, wenn etwas nicht den Proportionen bzw. Anteilsverhältnissen entspricht. Wenn ein Anteil wächst, dann bedeutet das immer eine Verschiebung der Verhältnisse. Von einem „überproportional wachsendem Anteil“ zu sprechen, anstatt schlicht von einem „wachsenden Anteil“, macht für mich deswegen wenig Sinn und die Aussage des Textes nicht klarer. Aber wie gesagt: Inhatlich habe ich nichts auszusetzen.

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