Gemeinsame Filmveranstaltung von OSTRALE/Zentrum für zeitgenössische Kunst und DIAF/Deutsches Institut für Animationsfilm in Dresden

Neben der DEFA mit ihren Studios in Dresden und Potsdam-Babelsberg sowie dem Trickfilmstudio des Deutschen Fernsehfunks in Berlin war das  DEWAG-Studio für Werbefilme im ersten Jahrzehnt der DDR ein weiterer wichtiger Produzent von professionellen Animationsfilmen. Die in Dresden  kurz nach Kriegsende gegründete und 1949 nach Ost-Berlin übergesiedelte, SED-eigene DEWAG (Deutsche Werbe- und Anzeigengesellschaft) begann alsbald auch  mit der Produktion von Werbefilmen, die in den 1950er Jahren in die Etablierung eines selbständigen Filmstudios mündete. Neben vielen  Real-Werbespots entstanden seit 1953 auch  etwa 150 Animationen in den damals üblichen Techniken wie Zeichen-, Puppen- und Flachfigurentrick.

Die wichtigsten Protagonisten im Metier waren zunächst der noch private Ost-Berliner Zei-chentrick-Produzent und Regisseur Ernst Uchrin mit  seinem „Koboldfilm-Kollektiv“, später  stießen vor allem „Abkömmlinge“ des DEFA-Studios für Trickfilme Dresden wie die Puppentrick-Regisseure Herbert K.  Schulz und Kurt Weiler oder der Kameramann Erich Günther hinzu. 1959 geriet der aus britischer Emigration heimgekehrte Zeichentrick-Regisseur und Animator Ernst R. Loeser ins Studio. Die im Studio hergestellten animierten Spots bedienten sehr oft die Ansprüche der mittelständischen sächsischen  Klein-Industrie und gelangten vor allem in den Kino-Vorprogrammen zur Aufführung, ab etwa Mitte 1960 belieferte das Studio zudem die neue TV-Reihe Tausend Tele-Tips  (ttt). Vor allem unter dem Konkurrenzdruck der DEFA und aus anderen nicht völlig geklärten Gründen wurde das Studio zum 31. Dezember 1962 endgültig geschlossen. Nur Weniges an Filmen und Dokumenten ist überliefert, von den Animationsfilmen physisch nicht einmal zehn Prozent, die gerade ein abendfüllendesProgramm bestücken.

Bestandteile des vorgestellten Filmprogramms sind Titel aus allen zeitlichen Etappen der Produktion  und von den wichtigsten Regisseuren, darunter Ernst Uchrins Martin, warum weinest Du?, der ziemlich  genau vor 70 Jahren, am 21. November 1953, seine staatliche Zulassung  erhielt und damit als erster  Zeichentrickfilm der DDR gelten dürfte. Oder die im DIAF überlieferte Puppentrick-Spielzeugwerbung  von 1960  Herzlich willkommen! von Herbert K. Schulz.  Ebenfalls gehört dazu die in Puppentrick ausgeführte Export-Werbung für den „Geräteträger“  RS 09, die der wohl namhafteste  Animationsfilmregisseur  der DDR, Kurt Weiler, 1962 realisierte.

►

Begleitende Publikation  Auf der Veranstaltung ebenfalls vorgestellt wird der soeben erschienene DIAF-Trickfilmbrief #3 „Martin, warum weinest Du?“  von Volker Petzold. Die 52 Seiten umfassende, reich bebilderte Publikation beschreibt erstmals detailliert die Geschichte des animierten DEWAG-Werbefilms und stützt sich dabei auf zahlreiche, neu vorgefundene Dokumente. Unter dem Reihen-Titel „Trickfilmbrief“ erschien ab  1975 in der Bundesrepublik die Zeitschrift des „Deutschen Trickfilmverbands e.V.“ Das DIAF möchte daran anknüpfen und mit dem Format in loser Folge  Forschungsergebnisse zum deutschen Animationsfilm bündeln.

Neben den Förderern des DIAF, dem SMWKT und der Stadt Dresden, werden Veranstaltung  und Publikation mitfinanziert von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtages  beschlossenen Haushaltes. Wir bedanken uns ebenfalls bei den Leihgebern der Filme: Bundesarchiv, Sächsisches Staatsarchiv,  Filmmuseum Potsdam, Ostdeutscher Sparkassenverband, Märkisches Museum Berlin, Zentralkonsum eG.  Gleichzeitig stellen wir den ebenfalls gerade erschienenen Katalog zur diesjährigen Jochen-Euscher-Ausstellung des DIAF als Trickfilmbrief #2  vor.

►

Ort und Beginn der Veranstaltung

Die Filmveranstaltung findet statt im Rahmen der Senioren-Clubtage  am Donnerstag, dem 19. Dezember 2023, 15 Uhr in der OSTRALE.Basis, Rethelstraße 45, 01139 Dresden-Übigau.