22. September 2016 Johannes Wolters

SPAZZ-Gespräch mit Hans Bacher

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Veröffentlicht am 25.06.2012

Hans Bacher, Animationslegende und Annie-Award-Gewinner, war an Filmen wie Roger Rabbit, Die Schöne und das Biest, König der Löwen oder Mulan beteiligt.

Er schrieb 1975  folgenden Brief an einen damaligen Trickfilmverband in Deutschland, der inzwischen aufgelöst ist:
Sehr geehrter Verband,
 
Mit Interesse habe ich im den Diskussionsaufruf von Herrn xxx gelesen.
Seit einem halben Jahr stelle ich für den (TV SENDER) in Abständen (…Animations)- Vorspanntitel her und habe mit einigen für die laufenden Serien Verantwortlichen über die miserable Qualität und das Niveau dieser Filme gesprochen. Die finanzielle Misere der Fernsehanstalten ist nicht alleine der Grund für die Ankäufe dieser Auslandproduktionen. Man weiß allgemein nichts von einer deutschen Trickfilmproduktion.
Verantwortlich für diese Informationslücke muss wohl der ewige Kreisverkehr sein, in den eine Zeichentrickfilmproduktion zwangsläufig gerät. Will eine kleine Produktion, ein 1 Mann oder 2 Mann Betrieb sich über Wasser halten, muss sie Zeichentrick für die Werbung herstellen – hier stimmen die Etatmittel noch. Man gerät aber schon durch Gegenangebote aus dem billigeren Ausland unter Druck. Um also kostengünstiger finanzieren zu können, müssten mehr Mitarbeiter, qualifiziertere Zeichner etc. angestellt werden. Wer will aber heute garantieren können, dass der 2. und 3. Auftrag kommt, um die höheren Kosten abdecken zu können. Also bleibt es bei dem „Kleinst“-Betrieb, der dann eben von der Masse der dann eben in der Masse der vielen „Kleinst“-Aufträge leben muss.
Zu der Masse kommt der Termindruck.
Wer hat denn da noch zeit oder überhaupt noch Spaß, eigene künstlerische und anspruchsvolle Ideen zu verwirklichen.
Meiner Meinung nach gibt es 2 Möglichkeiten, aus diesem Irrlauf auszubrechen.
1.    Wie auch Herr xxx  vorschlägt, finden sich fähige Autoren, Zeichner, Kameraleute und Regisseure, die eine oder mehrere große Produktionen gründen mit gesicherter Auftragslage. Dann werden auch eigene Filme mit hohem künstlerischem und inhaltlichem Niveau verwirklicht werden können.
2.    Ein Mäzen, dem die Förderung des deutschen Trickfilms am Herzen liegt, finanziert unabhängige Filme vor, wie es zu einem Teil durch die Bundesfilmförderung bei Spielfilmen geschieht.
Ich würde mich freuen, von anderen „Kleinst“-Produktionen ihre Meinung zu hören und würde gerne mit ihnen Kontakt aufnehmen.
 
Mit freundlichen Grüßen
Hans Bacher

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