Als Neuling im Wüstenuniversum, die bisher einzig Villeneuve’s erste Dune-Adaption kannte, hatte ich an den zweiten Teil folgende Erwartungen: Atmosphärische, wunderschöne Bilder vom Sand, der Wüste, ein Hauch von Star Wars und dem Sci-Fi-Genre. Zusätzlich hoffte meine Leidenschaft für Geschichten auf eine Handlung, die weitererzählt, im Vergleich zum ersten Teil Fahrt aufnimmt, Figuren weiter ausbaut und vertieft. Kurz: Ich wollte den Kinosaal mit Lust auf mehr verlassen.
Die US-amerikanische Verfilmung „Dune 2“ hat mich optisch und akustisch umgehauen und mitgenommen. Auch die schauspielerische Leistung ist hervorragend. Von Beginn an ist der Kinosaal auf bildgewaltige, epische Weise mit einem Rieseln von Sand gefüllt – gleichzeitig vibrieren die Kinosessel. Man ist direkt mittendrin. Dem Genre wird entsprochen und es schmeckt nach Star Wars. Jedoch ist der Film durch fehlenden Comicrelief deutlich erwachsener, was er auch sein möchte. Als Auflockerung dient hier höchstens die ein oder andere Wüstenmaus, die gelegentlich durch den Sand hüpft. Zeigt, dass die Wüste nicht so tot ist, wie sie scheint. Ich liebs – und gehe an dieser Stelle bewusst nicht auf die Würmer ein, zu denen ich meine Zweifel habe. Sie würden den Rahmen einer kurzen Filmkritik schlicht sprengen. Fazit: Erwartungen erfüllt.
Der Plot erzählt die Geschichte des Helden Paul Atreides (Timothée Chalamet), seiner Mutter Lady Jessica (Rebecca Ferguson), des Wüstenplaneten und seinen Bewohnern weiter. Die Handlung bietet mehr Action, als der erste Teil, lässt die zentralen Themen aber nicht in den Hintergrund fallen. Auch verbringen wir mehr Zeit mit den Harkonnen und lernen ihre Kultur kennen. Irulan Corrino (Florence Pugh), die Tochter des Imperators, bekommt eine Stimme. Dies lässt uns nicht vergessen, dass außerhalb des Wüstenplaneten Machtfäden gesponnen werden. Wir begleiten den von Zukunftsvisionen geplagten Paul dabei, wie er versucht, den richtigen Weg zu finden. Das Genre wird bedient und so gewinnt er jeden physischen Kampf, erfüllt scheinbar die Prophezeiung, was ihn für die Fremen zum Messias macht. Die innere Zerrissenheit zwischen seinem Geburtsrecht als Lord, den Erwartungen des Wüstenvolkes, seinen eigenen moralischen Glaubenssätzen und der Liebe zu Chani (Zendaya Maree Stoermer Coleman), stellt für mich den eigentlichen Konflikt dar. Da das Medium Film Gedankenlesen erschwert, schmirgelt der Wüstensand dies für meinen Geschmack etwas zu glatt. Zumal ihm alles Andere in den Schoss zu fallen scheint. Seine Entscheidung am Ende kam mir zu plötzlich, zu radikal vor. Wir lernen die Stärke der Fremen kennen, was ein Versprechen aus dem ersten Teil einlöst. Stilgar (Javier Bardem), Anführer eines Fremenstammes auf Arrakis, der an die Prophezeiung und an Paul glaubt wird zu seinem Mentor. Die stolze, fähige Chani, die nicht glaubt und nicht will, dass Paul den Pfad des Messias geht, liefert eine neue Perspektive. Wir sehen Lady Jessica dabei zu, wie sie ihrerseits als Ehrwürdige Mutter ihren Platz bei den Fremen findet. Sie verfolgt eigene Ziele, es ist nicht ganz klar, ob hierbei Paul, ihre ungeborene Tochter, sie selbst oder dieBene Gesserit Schwesternschaft Priorität hat. Persönlich hätte ich mir früher Andeutungen über ihre Abstammung in Zusammenhang mit dem Zuchtprogramm des Ordens gewünscht. Wie sehr die Bene Gesserit im Hintergrund an den Fäden zieht, wird jedoch deutlich.
Siehe auch die weiteren INDAC-Kritiken zu DUNE – Part Two von: