26. April 2018 Johannes Wolters

Die INDAChs Kritik von Tilmann Kohlhaase zu Nick Parks „Early Man – Steinzeit bereit“

Mit seiner ersten Solo-Regie in einem abendfüllenden Animationsfilm ist Nick Park ein sehenswerter Film gelungen, der mit ausgesuchtem Wortwitz und vielfältigen Anspielungen die Reise seines Helden im Kampf um Heimat, Stamm und Identität mitfühlend und äußerst unterhaltend erzählt.
Die Animation ist hervorragend im „handmade“ Aardmanstil, lebendig und komisch zugleich. Die Umgebung sorgt, mit extremer Sorgfalt und höchstem Ideen- und Detail-Reichtum modelliert, für ein visuelles Erlebnis der besonderen Art.
Thematisch ist der Film sehr simpel gestrickt, Gut und Böse sind klar verteilt, und –wenig überraschend – der Bösewicht bekommt am Ende sein Fett weg.
Durch eine Meteoriteneischlag am Ort des heutigen Manchesters erfinden die Steinzeitmenschen das Fußballspielen. „Foodball’s coming home“. Außerdem teilt er die Gegend in ein grünes Tal und das Ödland, durch das T-Rex große zahnbewehrte Enten streifen. Doch ist das Ganze wieder schnell vergessen, in den Ruinen der Fels-Fußballtore folgen die eher etwas zurückgebliebenen „Early M(a)en“ mehr schlecht als recht der Hasenjagt, da sie den Ball auf den alten Höhlenzeichnungen für einen Hasen halten.
Um die Geschichte in Gang zu bringen kommen dann plötzlich die bösen Bronze-Menschen, die unsere Helden aus dem Tal vertreiben. Nur ein Fußballspiel kann die Heimat zurück bringen …

tilmann kohlhaase

Der Hintergrund des Films ist eine etwas krude Konstruktion von Zeitenwenden, Steinzeit trifft auf Bronzezeit, die wie römische Gladiatoren a la Asterix anmuten, sich dann aber der Rüstungen entledigen und sich als Idole des modernen finanzgesteuerten Fußballes zeigen.
Unser Held muss die Außenseiter einen und zu einem Team formen, das schließlich mit Hilfe des letzten Schweins die Heimat und den Glauben an sich selber wiedergewinnt.

Der Film ist unbedingt sehenswert, geleitet durch Nick Parks wunderbaren Wortwitz zeigt er in der Entwicklung seiner Charaktere einen gelungenen und ergreifenden Erzähl-Bogen. Es gibt viele visuelle Leckerbissen und Anspielungen zum Lachen und Staunen für Animations- und insbesondere Stopmotion-Fans. Der Hintergrund der Story ist sehr vereinfacht und der Clash der Zeitebenen wirkt nicht zwingend, es fehlt die Tiefe und Subtilität, die die anarchistischen Highlights von z.B. „Creatures Comforts“ unvergessen machen. Ein abendfüllender Film, der sich besonders an Kinder wendet, muss natürlich anders erzählt werden, aber es wäre schön gewesen, wenn sich die Individualität der Entwicklung des Hauptcharakters auch stärker in der Bedeutung, der Konstruktion und im Hintergrund der Geschichte wiedergefunden hätte, so dass man etwas mehr mit aus dem Kino nehmen könnte, außer dem Gefühl gut unterhalten worden zu sein.

Prof. Tilmann Kohlhaase

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