Beitrag von Johannes Wolters, INDAC
Am 24. Mai 2019 wurde eine von der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart in Auftrag gegebene Studie veröffentlicht – ein Positionspapier mit dem Titel „Animation als Beispiel für eine erfolgreiche Clusterentwicklung in der Region Stuttgart und Baden-Württemberg. Ein Positionspapier für eine wirtschaftliche Weiterentwicklung.“
Die Studie wurde von Dittmar Lumpp und Susanne Schosser erstellt und greift auf Meinungen, Fakten und Einschätzungen von renommierten Persönlichkeiten aus dem Bereich Animation und VFX im Raum Baden Württemberg zurück. Unter ihnen Professor Andreas Hykade, renommierter Filmemacher, Leiter der FMX und des Animationsinstituts sowie frisch gewähltes Mitglied der Academy of Motion Pictures Arts And Sciences, Prof. Sabiha Ghellal, Experience & Game Design Professor an der Hochschule für Medien, Stuttgart, Armin Pohl, der CEO von Mackevision, Prof. Bernhard Eberhardt, (HDM Stuttgart), Professor Jan Adamczyk, (HDM Stuttgart), Prof. Dr. Alexander Roos, (HDM Stuttgart), Stefanie Larson, Leiterin des AMCRS, Professor Ulrich Wegenast, ITFS, Professor Volker Helzle, Head of Research & Development, Filmakademie Baden-Württemberg und viele, viele andere mehr.
Die Studie enthält wesentliche kritische Ansätze und beschreibt in vielen Beiträgen ein Auseinanderklaffen zwischen Anspruch, Wahrnehmung und Wirklichkeit der Realität in Sachen Animation und VFX in Baden Württemberg und bemüht sich um lösungsorientierte Ansätze um eine attraktive Zukunft für den Standtort Stuttgart/Baden Württemberg zu erarbeiten.
Dabei lassen sich die meisten Probleme, die die Studie formuliert und betrachtet von der regionalen Szene nahtlos auf Bundesebene heben. Dies macht dieses bemerkenswerte Positionspapier zum wichtigsten Beitrag zur Entwicklung der deutschen Animation und VFX Industrie und Community des letzten Jahrzehnts und gehört damit zur Pflichtlektüre für alle Beteiligten, die in diesem weiten Feld tätig sind.
Ein wesentlicher Aspekt dabei ist, dass diese Studie über ihre Aussagen selbst hinaus eben diese Beteiligten dazu bewegen möchte, sich zu äußern und in sachlicher und förderlicher Art und Weise Argumente miteinander auszutauschen, die zu einer wirtschaftlichen Weiterentwicklung beitragen. „Wir freuen uns auf eine lebhafte und spannende Diskussion unserer Vorschläge und Anregungen.“, so formuliert es das Positionspapier. Dazu möchte die INDAC Initiative beitragen und hat deswegen in den vergangenen Wochen angefangen, eine Reihe von Interviews mit den Beteiligten zu führen, um so eine solche Diskussion weiter anzuregen und zu befördern,indem wir hier den geäußerten Meinungen über den INDAC Blog eine entsprechende, für alle sichtbare Plattform geben. Wir möchten hiermit alle Leser und Interessierten ermuntern, uns ihre Meinungen, Einsichten und Argumente mitzuteilen, damit wir sie hier auf dem Blog veröffentlichen können.
Hier nun die Stellungnahme von Prof. Dr. Ulrich Goll MdL, dem Medienpolitischer Sprecher der FDP/DVP Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg
Sehr geehrter Herr Wolters,
vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihre Fragen, die ich im Rahmen einer zusammenfassenden Stellungnahme beantworten möchte.
Die Filmwirtschaft Baden-Württemberg, aber eben gerade auch der Animationsbereich, blicken auf eine lange Tradition und erfolgreiche Geschichte zurück. Etwa das Internationale Trickfilm Festival (ITFS) machen die hiesigen Leistungen sichtbar. Die Förderung durch die Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg mbH (MFG) steht dabei oft im Mittelpunkt. Im Landeshaushalt findet man allein im Einzelplan des Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst für die Filmproduktionsförderung und der Förderung von Filmfestivals einen landesseitigen Etat von über 7,6 Millionen Euro.
Demgegenüber steht ein messbarer Abschwung im deutschen Animationsdienstleistungssektor der letzten Jahre, insbesondere aufgrund der neuen ausländischen Förderprogramme. Im Sektor der Animation ist die internationale Konkurrenz besonders ausgeprägt. Das Land täte deshalb gut daran, diesem Bereich mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Denn mit der Film Akademie Ludwigsburg haben wir eine erstklassige Ausbildungsstätte für die Kreativen der Animationsbranche von morgen. Mit ihren herausragenden Arbeiten positionieren sich die dortigen Studierenden immer wieder erfolgreich im internationalen Wettbewerb. Zahlreiche Aufträge zur Erstellung von Clips und speziellen Produktionen, die in Ludwigsburg bereits erfolgreich erstellt wurden, zeugen von einer Nachfrage nach dem Können der dort Ausgebildeten. Auch der Wissenschaftsausschuss des Landtags hat sich hiervon vor Ort bereits ein gutes Bild machen können.
Für das große und gesamtgesellschaftliche Thema der Digitalisierung lässt sich auf der Ebene der Landesministerium wohl die größte Zersplitterung erkennen. Das Ministerium für Inneres und Digitalisierung führt das zwar im Namen, aber besitzt nicht die Steuerungsfunktion und Überblicksmöglichkeit, wie wir Freie Demokraten uns das vorstellen. Wir sind der Meinung, dass dieses agile und gesamtgesellschaftliche Thema nicht stringent nach Ressortaufteilung gedacht werden kann. Beispielsweise am Scheitern der Bildungscloud „ella@bw“ haben wir deutlich gesehen, wohin diese Zersplitterung führen kann. Was wir dringend brauchen ist ein eigenständiges Digitalisierungs- und Innovationsministerium.
Schließlich haben wir Freie Demokraten uns vorgenommen, darauf zu achten, dass Produzenten von Filmen und Medienproduktionen bei der Nutzung ihrer Werke in Mediatheken des öffentlich-rechtlichen Rundfunks angemessen finanziell berücksichtigt werden. Die bisherige auf sieben Tage nach der Ausstrahlung begrenzte Verweildauer der Produktionen in Mediatheken wurde nun mit dem 22. Rundfunkstaatsvertrag weitgehend aufgehoben. Es wurde deshalb vorgesehen, den Belangen der Film- und Medienproduktionswirtschaft mit einer Protokollerklärung der Länder Rechnung zu tragen, in der die Notwendigkeit fairer Vertragsbedingungen zwischen ARD und ZDF einerseits und der Film- und Medienproduktionswirtschaft andererseits zum Ausdruck gebracht wird. Inwieweit ARD und ZDF die Vertragsbedingungen jeweils insbesondere hinsichtlich der Telemedienangebote aktualisieren und, soweit dies mit den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit vereinbar ist, zu Gunsten der Produzenten verbessern, gilt es zu überprüfen.
Ich hoffe, dass ich die Schwerpunkte der Position unserer Fraktion in Bezug auf Ihre Fragen deutlich machen konnte. Für Ihre weitere Arbeit wünsche ich Ihnen alles Gute und viel Erfolg!
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Ulrich Goll MdL
Medienpolitischer Sprecher der FDP/DVP Fraktion
Nächstes Interview in dieser Reihe erscheint auf dem INDAC Blog
am kommenden Donnerstag, den 1. August 2019
Relevante INDAC – Interviews hierzu:
INDAC Interview mit Dr Walter Rogg, Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH
INDAC Interview mit Dirk Beinhold, Akkord Film
INDAC Interview mit Andreas Hykade, Animationsinstitut/FMXInterview mit den Ministerien des Landes Baden Württemberg